Wissenschaft

Wölfe jagen und Jägerlatein

Jäger haben es auf Trophäen abgesehen, den Abschuss. Sie haben ein Ziel und gehen direkt darauf zu, nach dem Motto: Wenn es ein Beutekonkurrent wie der Wolf gibt, schiess ihn ab. Dem Jäger geht es nicht um die Nachhaltigkeit seines Tuns, immer und überall steht sein kurzfristig wirkendes Interesse und Profit im Vordergrund.
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Eine Studie der Washington State University zeigt, dass der Abschuss von Wölfen kein geeignetes Mittel ist, um Viehherden zu schützen – im Gegenteil: Je mehr einzelne Wölfe erlegt werden, desto mehr Herdentiere fallen im Folgejahr den Beutegreifern zum Opfer. „Die Milchmädchenrechnung, weniger Wölfe bedeuten weniger Schafrisse, ist falsch“, so Christian Pichler vom WWF Österreich.

Die der Studie zugrunde liegenden Langzeituntersuchungen in drei US-Bundesstaaten beweisen, dass mindestens vier Prozent mehr Schafe gerissen werden, wenn im Jahr davor einzelne Wölfe erlegt wurden.

Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden ist also nicht nur sinnlos, sondern kann sogar kontraproduktiv sein“, schlussfolgert Pichler, denn: Solche Eingriffe zerstörten die ansonsten gut funktionierende Struktur in Wolfsrudeln.

Werden einzelne Rudeltiere entnommen, gerät das Sozialgefüge aus den Fugen, so die Studienautoren – besonders, wenn es sich um ein erfahrenes Tier handelt. Der Abschuss eines Elterntieres kann dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und wegen der fehlenden Erfahrung auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen müssen. Vorkehrungen wie Elektrozäune oder Hütehunde könnten dagegen effektiv Abhilfe schaffen.

Einmal mehr zeigt sich, dass am Herdenschutz kein Weg vorbei führt, so Pichler.

Die Zahlen der US-Langzeitstudie stammen aus den Jahren 1987 bis 2012 und beinhalten Angaben zu getöteten Wölfen sowie zu Verlusten bei Nutztierherden, die auf Wölfe zurückzuführen sind. Demnach verdoppelte sich die Verlustrate unter Haustieren wie Schafen in Relation zur Anzahl der getöteten Wölfe bis zu einem bestimmten Niveau. Erst wenn die Wölfe um 25 Prozent dezimiert wurden, was in vielen Ländern Europas aufgrund des hohen Schutzstatus nicht mit der Gesetzgebung konform ist, stellt sich ein Schutzeffekt auf das Nutzvieh ein. In Slowenien mit einem geschätzten Bestand an 50 Wölfen, hat man ähnliche Erfahrungen wie in den USA gemacht. Statt auf mehr Abschüsse zu drängen, setzt man jetzt auf den besseren Schutz jener Weiden, auf denen besonders viele Schäden entstanden sind.

Der Wolf steht EU-weit unter strengem Artenschutz. Als vorsichtige und intelligente Tiere meiden sie in der Regel die Nähe des Menschen. Die grösste Bedrohung für Wölfe, die keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, ist oft die fehlende Akzeptanz bei den Jägern. Das führt immer wieder zu illegalen Tötungen aber auch dazu, dass in einigen Ländern Europas Wölfe zum Abschuss freigegeben werden.