Naturschutz

Schutz vor dem Stromtod

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Um das massenhafte Vogelsterben an Stromleitungen zu verhindern, müssen die Masten aus Sicht von Naturschützern weiter gegen Erd- und Kurzschlüsse gesichert werden.

Hunderttausende Vögel riskierten bei der Rast auf Mittelspannungsleitungen den Stromtod, warnte der baden-württembergische Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), Johannes Enssle. Vor allem große Vögel wie Störche, Greifvögel oder Eulen nutzten die Masten der Freileitungen zum Sitzen, Schlafen oder als Brutplatz. «Dabei laufen sie aber Gefahr, Isolatoren der Leitungen zu überbrücken oder die Leitungen kurzzuschließen», sagte Enssle.

Eine neue Studie liefert eine Übersicht zum Vogelschutz an Stromleitungen in der EU. An den Leitungen können Vögel durch Erd- oder Kurzschlüsse an Masten oder durch Kollisionen an Freileitungen sterben. Die Datenanalyse des Vogelschutzverbands „Raptor Protection Slovakia“ zeigt, dass alle 27 EU-Staaten mit diesen Gefährdungen zu kämpfen haben. Es gibt jedoch sehr unterschiedliche rechtliche Vorgaben und technische Lösungen. Die Studienautoren haben für die Studie Vogelschutzverbände in allen EU-Mitgliedstaaten befragt. Dabei ging es um betroffene Arten, die rechtliche Situation und die Wirksamkeit technischer Lösungen. „Ziel sollte es sein, den Netzausbau und die Bestandsleitungen in Europa verbindlich vogelsicher zu machen.

Als Vorreiter beim Vogelschutz gelten unter anderem die Niederlande, Luxemburg und Schweden. Dort werden Erdkabel eingesetzt. «Das ist sicher die beste Lösung», sagt Nabu-Landeschef Enssle. «Das ist zwar teuer, aber vor allem bei Neubauten ist es der Trend.»

Nach einer Studie im Auftrag des Nabu und mit Daten von Vogelschutzverbänden sterben in Deutschland am häufigsten Weißstörche und Mäusebussarde durch Stromschläge – trotz einer Pflicht zur Entschärfung von gefährlichen Masten. Osteuropäische Kaiseradler und Sakerfalken seien durch ungesicherte Strommasten sogar in ihren Beständen bedroht, hieß es bei der Veröffentlichung der Studie Ende Juni. Kollisionen mit Leitungen töteten dem Nabu zufolge besonders viele Schwäne sowie andere Wasser- und Großvögel.

Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt bereits vor, dass Masten von Mittelspannungsleitungen nachgerüstet werden müssen. Allerdings wird keine Frist vorgegeben, außerdem haben sich bei vielen Strommasten bisherige Nachrüstungen als unbrauchbar erwiesen.

Durch Vogelschutzmarkierungen an den Leitungen können diese auch für die Tiere sichtbar werden. Dadurch könnte ein Großteil der besonders zahlreichen Kollisionen verhindert werden.

Genaue Zahlen über die toten Vögel – darunter auch Störche, Rotmilane und Uhus – gibt es nicht. Die Dunkelziffer sei enorm hoch, sagte Enssle. «Die meisten Stromopfer fallen vom Mast und werden, wenn nicht schon durch den Stromschlag getötet, durch den Absturz schwer bis tödlich verletzt.» In der jüngsten Nabu-Studie gehen die Naturschützer von mindestens 1,5 Millionen getöteten Vögeln pro Jahr an Masten und Leitungen aus.