Deutsche Tierschützer protestierten am Samstag den 4.7.2020 vor einer Schlachtfabrik in Nordrhein-Westfalen, wo im vergangenen Monat Hunderte von Mitarbeitern positiv auf das Coronavirus getestet wurden, was zu lokalen Quarantänen und Stillständen führte.
Aktivisten kletterten auf das Dach der Schlachtfabrik und der Verarbeitungsanlage von Tönnies und entfalteten ein Banner mit der Aufschrift “Tierindustrie stilllegen“. Die Demonstranten blockierten auch eine wichtige Zufahrtsstrasse und forderten Änderungen der derzeitigen Praktiken der Fleischindustrie.
Rund 600.000 Menschen im nahe gelegenen Guetersloh wurden am 23. Juni wieder eingesperrt, nachdem mehr als 1.500 Arbeiter in der Schlachtfabrik positiv auf COVID-19 getestet worden waren.
„Wir sind noch mitten in der Pandemie“, sagt Isa Suhr vom Bündnis gegen die Tierindustrie. „Um Arbeiter*innen und Anwohner*innen zu schützen, muss die Schlachtfabrik dauerhaft geschlossen bleiben. Aber Corona ist nicht das einzige Problem: Die Tierindustrie bedeutet enormes Leid für Millionen fühlender Lebewesen. Der Futtermittelanbau und die Tierhaltung heizen massiv die Klimakrise an. Die Situation der Arbeiter*innen in der deutschen Fleischindustrie war bereits vor der Corona-Krise unerträglich. Jetzt ist der Moment, diese Industrie zu beenden und sofort den Übergang zu einer pflanzenbasierten, solidarischen und ökologischen Lebensmittelproduktion einzuleiten.“
„Die Regierung ergreift derzeit höchstens halbherzige Massnahmen. Es geht ihr offenbar darum, die Tierindustrie trotz allem am Laufen zu halten“, so Maya Keller, die sich in der Einfahrt angekettet hat. „Um Menschen und Tiere zu schützen, gibt es keine andere Möglichkeit, als die Schlachtfabriken zu besetzen. Was es jetzt braucht, ist eine Massenbewegung: Wir müssen die Kontrolle über die Lebensmittelproduktion zurückgewinnen. Ersetzen wir die profitgetriebenen Fleischkonzerne durch demokratisch kontrollierte, ökologische und tierleidfreie Produktionsstätten!“
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem macht wenige Menschen reich und fügt vielen enormen Schaden zu“, so Keller weiter. „Sie ordnet das Leid der Tiere dem Streben nach Profit unter und sie ist drauf und dran, diese Welt als ganze zu zerstören. Dabei gibt es Alternativen! Wir müssen jetzt für sie kämpfen: Für eine Welt der Solidarität statt einer der Ausbeutung und Zerstörung.“
Über das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie”:
Das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ ist ein bewegungsübergreifendes, überregionales Bündnis, das sich im Rahmen einer Aktionskonferenz im Juli 2019 gegründet hat. Ein geplantes Aktionscamp gegen die PHW-Gruppe im Juni 2020 in Niedersachsen musste aufgrund der Corona-Situation verschoben werden. Das Bündnis fordert die Abschaffung der Tierindustrie und eine Agrarwende hin zu einer solidarischen und ökologischen Produktions- und Organisationsweise, die nicht auf Kosten anderer erfolgt und nicht am Gewinn orientiert ist.
Drei Demonstranten wurden festgenommen und mit Handschellen gefesselt und zu einer Polizeistation in Guetersloh gebracht, teilte die Gruppe auf Twitter mit. Mehr als 100 Menschen nahmen an der Demonstration teil.
"Aktivisten haben den Hauptstandort des Fleischkonzerns #Tönnies besetzt. Mitglieder des Bündnisses Gemeinsam gegen die #Tierindustrie stiegen auf das Dach des Schlachthofes und blockierten die Zufahrt (…) Das Bündnis fordert den Schlachthof zu schließen."#Tagesschau-Bericht: pic.twitter.com/TJUZQ44iou
— Gemeinsam gegen die Tierindustrie (@GGTierindustrie) July 4, 2020