Die Inzidenz von Morbus Parkinson nimmt alterskorrigiert stetig zu.
Die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit kommt bei Beschäftigten in der Landwirtschaft besonders oft vor. Verschiedene Studien zeigen Assoziationen mit Pestiziden. Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) sowie Greenpeace Schweiz betonen, wie wichtig die beiden Pestizidinitiativen für die Gesundheit sind. Sie wenden das Vorsorgeprinzip an und senken das Risiko für Parkinson sowie bestimmte Krebsarten.
Morbus Parkinson, umgangssprachlich auch «Schüttellähmung» genannt, ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In der Schweiz sind rund 15’000 Menschen davon betroffen. Die Krankheit nimmt in allen Alterskategorien und ebenso alterskorrigiert zu. Bis 2040 wird weltweit mit einer Verdoppelung der Patientenzahlen gerechnet. Neben dem Alter spielen dabei Pestizide eine Rolle, also Insektizide, Fungizide und Herbizide.
Pestizide und Morbus Parkinson
Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Morbus Parkinson und dem Kontakt zu Pestiziden wurde seit langem vermutet. Dies insbesondere bei Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Sie sind dort dem Einfluss von Pestiziden direkt und intensiv ausgesetzt. Im Auftrag des Schweizer Staatssekretariats für
Wirtschaft (SECO) hat das Institut für Arbeitsmedizin der Uni Lausanne diese Effekte zusammengefasst. Es schlussfolgert, dass Beschäftigte in der Landwirtschaft mit Kontakt zu Pestiziden ein um über 50 % erhöhtes Risiko haben, an einem Morbus Parkinson zu erkranken.
Die Gesundheit von Ökosystemen, Menschen und Tieren hängt eng zusammen (One Health). Bringen wir toxische Substanzen in die Umwelt, gefährden wir auch unsere Gesundheit. Insbesondere Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten und mit chemisch-synthetischen Pestiziden konfrontiert sind, haben ein signifikant erhöhtes Risiko an Morbus Parkinson zu erkranken.»
AefU-Präsident Dr. med. Bernhard Aufdereggen
In der Schweiz wenig Forschung und Wissen
Andere Länder zogen daraus Konsequenzen: In Frankreich ist Morbus Parkinson seit 2012 als Berufskrankheit bei Beschäftigen anerkannt, die professionell mit Pestiziden in Kontakt kommen. Zudem gibt es in zahlreichen Ländern Melderegister und Datenbanken zur Erfassung der gesundheitlichen Nebenwirkungen von Pestiziden. In der Schweiz aber sind diese Zusammenhänge kaum erforscht.
Wind und Wasser verbreiten die Pestizide
Chemisch-synthetische Pestizide bleiben nicht dort, wo sie gespritzt werden. Sie sind heute fast überall in den Böden, in Gewässern und in der Luft sowie in Lebensmitteln zu finden. Greenpeace Schweiz und das Umweltinstitut München zeigten in Untersuchungen mit Luftpassivsammlern, dass sich Pestizide stärker und weiter verbreiten als gedacht. Selbst Jahrzehnte nach deren Einsatz: Zum Beispiel konnte das seit 1972 verbotene DDT aktuell immer noch nachgewiesen werden – für Bäuerinnen und Bauern sowie für
Anwohnerinnen und Anwohner ein erhebliches Gesundheitsrisiko.
Insbesondere die orale Aufnahme und das Einatmen der Pestizide dürften bei der Entstehung von Parkinson eine Rolle spielen. Der Kontakt mit den Giften in der Luft ist wie Passivrauchen. Leider kann sich dem niemand entziehen, selbst mit konsequentem Bio-Konsum nicht. Die Pestizide sind einfach da, und wir nehmen sie auf, ohne uns davor schützen zu können.
Yves Zenger, Mediensprecher bei Greenpeace Schweiz
2 x JA zur Gesundheitsvorsorge am 13. Juni
Vorsorgen ist besser als heilen: Darum sagen die AefU und Greenpeace Schweiz 2 x JA zur Trinkwasserinitiative und zur Pestizidinitiative, über die wir am 13. Juni abstimmen. Die Vorlagen schützen Wasser, Boden und Gesundheit. Sie sind aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht nötig. Sie haben eine präventive Wirkung.
AefU und Greenpeace fordern zudem:
- Eine Prüfung, ob Parkinson auch in der Schweiz als Berufskrankheit anerkannt werden muss.
- Die Untersuchung der gesundheitlichen Konsequenzen für die Anwohnerinnen und Anwohner in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten.
- Ein Melderegister für mit Pestiziden assoziierte Erkrankungen (bestimmte Krebsarten und neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere Parkinson).