Tierrechte

Kanton Thurgau verbietet Baujagd endgültig

Als erster Kanton der Schweiz wird der Kanton Thurgau die Baujagd mit Hunden auf Füchse und Dachse verbieten.

Der Tierschutzverband wird eine entsprechende Initiative voraussichtlich zurückziehen. Die Baujagd mit Hunden auf Fuchs und Dachs ist umstritten: Tierschützer halten sie für grausam, Jäger hingegen finden sie berechtigt. Der Bundesrat hatte die Anforderungen für die Baujagd in der neuen Jagdverordnung 2012 verschärft, aber nicht verboten. Nun wird der Thurgau als erster Kanton die Baujagd verbieten, wie der Grosse Rat am Mittwoch den 19.4.2017 beschlossen hat.

Der Thurgauer Tierschutzverband hatte bereits seit 2010 ein Verbot der Baujagd gefordert (Wild beim Wild informierte). Um Druck auf die Politik auszuüben, lancierten die Tierschützer im vergangenen Herbst eine Volksinitiative für ein kantonales Baujagdverbot. Im März wurde das Volksbegehren eingereicht.

„Mit dem Verbot ist der Demokratie genüge getan. Ich werde dem Initiativ-Komitee deshalb vorschlagen, dass wir unsere Initiative zurückziehen“, sagte Reinhold Zepf, Präsident des Tierschutzverbands Thurgau, am Mittwoch.

Jäger-Thurgau

In der Debatte gab es wenig Opposition gegen das geplante Verbot der Baujagd, obwohl eine Gruppe von Jägern die Kantonsräte mit Informationsmaterial eingedeckt hatte und am Morgen mit frischen Gipfeli für ein Verzicht auf das Verbot warb. Draussen auf der Strasse bliesen einige ins Jagdhorn. Die Jäger gingen ihrem Hobby verantwortungsvoll und mit hohen Ansprüchen an das Tierwohl nach. Es brauche keine Einschränkungen. Ein SVP-Vertreter stellte den Antrag, auf das Verbot zur Baujagd zu verzichten. Dieser wurde mit grossem Mehr abgelehnt. Die Ratsmitglieder seien angehalten, sich ihre eigene Meinung zu bilden. „Auf Drohungen gehen wir nicht ein“  sagte Stephan Tobler aus Neukirch.

Die Thurgauer Jäger seien beim Thema Baujagd gespalten, sagte ein Kantonsrat, der selbst Jäger ist. Die Baujagd werde kaum mehr praktiziert und werde von der Bevölkerung nicht goutiert, wie das rasche Zustandekommen der Initiative gegen die Baujagd gezeigt habe. Es liege deshalb im Interesse der Jäger, eine Volksabstimmung zu vermeiden.

Jäger müssen den Bestand an gesunden Füchsen überhaupt nicht regulieren, wenn sie etwas von Wildbiologie verstehen würden. Im Kanton Genf werden Füchse seit Jahrzehnte nicht reguliert und dort gibt es schweizweit z. B. den höchsten Feldhasenbestand. Das Land Luxemburg, Nationalpark Schweiz usw. kennen auch ein Fuchsjagdverbot und alles ist in bester Ordnung – ganz ohne die Tierquälereien der Jäger.

Auch ohne Jagd habe es nicht plötzlich zu viele Füchse, Hasen oder Vögel. Die Erfahrung zeige, die Natur könne man sich selber überlassen,“ sagt Heinrich Haller – Nationalparkpräsident oder der Wildhüter Fabian Kern aus dem Kanton Zürich: „Wir haben beobachtet, dass Fuchsmütter dort, wo man die Tiere jagt, mehr Junge zur Welt bringen. Man könne zwar mit einem Abschuss punktuell eine Entlastung schaffen, doch in Kürze werden die freien Reviere wieder eingenommen. Die Natur reguliert das selbst.“

4 Kommentare

  1. Dirk Wullbrandt Antwort

    Wissenschaftliche Untersuchungen in Naturschutzgebieten, im Bodenbrüterschutz belegen die Verluste von Gelegen und das der Fuchs hierfür überwiegend verantwortlich ist. Im kleinen Stadtkanton Genf werden auch Füchse erlegt und es starben 2015 150 Füchse nicht eines natürlichen Todes und nur 38 weitere sind auf Grund von Alter oder Krankheit gestorben. Eine groß angelegt Auswilderung von Rebhühnern ist auf Grund der Füchse fehlgeschlagen und eingestellt worden. Der unbewohnte Schweizer Nationalpark, nun ja, was erwartet man für eine Fuchsdichte auf einer Fläche deren niedrigste Stelle 1380m NN und in Gipfellagen bis 3173m NN geht ? Auch hier gibt es Aussagen von Wissenschaftlern, das die Fuchsdichte bereits ab 400m vermutlich auf Grund geringerer Nahrung ab nimmt. Das Experiment Luxemburg ist noch zu jung um sich über die Auswirkungen zu äußern. Sofern es in Vergessenheit geraten ist, die Niederlande machen auch solche Experimente gerne und somit hatte man auch mal die Füchse unter Schutz gestellt. In wissenschaftlichen Untersuchungen von SOVON wurde der gravierende Einfluss von Füchsen auf Bodenbrüter dokumentiert. Die Jagd auf Füchse würde wieder eingeführt. Allerdings werden sie seit dem mehr als Schädling angesehen.

    • was erzählen sie als jäger auch immer für lügen herr dirk wullbrandt! jetzt kommen sie auch noch hier her, nachdem sie fast täglich ihren geistigen unfug auf facebook und co. verbreiten und stehlen unsere zeit? in den letzten 15 jahren gab es laut statistik keine 150 fuchsabschüsse im kanton genf. der kanton genf mit 282 km² ist heute einer der wenigen regionen in der schweiz, die überhaupt noch rebhühner haben. zudem haben sie im kanton genf die höchste feldhasendichte. im kanton tessin mit 2.812 km² waren es 2015 auch nur 50 stück. so viel wie etwa all die jahre davor, nachdem man 2008 realisiert hat, das es ein blödsinn ist füchse zu jagen. auf ihre jäger „wissenschaft“ können wir gerne verzichten! wir arbeiten hier mit richtigen fakten sowie daten und nicht irgendwelchem verfälschtem jägerschmarrn.

      • Die SOVON-Studie gehört zu den am häufigsten falsch zitierten bzw. falsch zusammengefassten Studien der letzten zehn Jahre. Sie wurde 2002 mit der Einführung des Flora- und Faunawets und der damit erfolgten Unterschutzstellung des Fuchses in den Niederlanden in Auftrag gegeben, um den Einfluss des Fuchses auf Wiesenvogelpopulationen zu untersuchen. Der Zeitrahmen dafür wurde auf vier Jahre angesetzt. Dann kamen Regierungswechsel und eine jagdfreundliche Politik, und bevor die Studie überhaupt abgeschlossen war, nahm die neue Regierung den Fuchs per Sonderregelung vom Flora- und Faunawet aus – mit dem Ergebnis, dass er wieder landesweit und ganzjährig jagdbar war. Vielleicht wollte man ganz absichtlich nicht auf das Ergebnis der SOVON-Studie warten, da das nämlich ein durchaus differenziertes Bild zeichnete:

        • Zwar wird ins Feld geführt, dass eine drastische Reduktion von Prädatoren Wiesenvögeln durchaus helfen kann, aber es wird in Frage gestellt, ob so eine Reduktion überhaupt erreichbar ist
        • Es wird deutlich, dass der Erfolg dieser Reduktion keineswegs eindeutig und in verschiedenen Untersuchungsgebieten sehr unterschiedlich ausfällt. Daher wird auch keineswegs eine landesweite intensive Fuchsjagd gefordert, sondern allenfalls eine lokale – dort, wo man sich davon eben Erfolg erhofft. Ein Plädoyer für eine flächendeckende Fuchsbejagung lässt sich nicht daraus ableiten.

        http://www.fuechse.info/index.php?navTarget=artikel_texte%2Fquovadis.html

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