Fledermäuse sind faszinierende Tiere: Sie “sehen” mit ihren übergroßen Ohren, die wie Satellitenschüsseln funktionieren. Über eine Art Ultraschall-Echolotung orientieren sie sich in ihrem Habitat: “Hör-Bilder” entstehen, wenn die Säugetiere ihre eigenen Ultraschallrufe als Echo wieder auffangen, um so ihre Umgebung zu orten. Mit Batcordern – auch Horchboxen genannt – können die Rufe der Nachtschwärmer aufgezeichnet werden, ohne sie zu stören. Über spezielle Computerprogramme werden die Rufe umgewandelt und so können die einzelnen Arten bestimmt werden.
Sie leben mitten unter uns, bleiben aber meistens unsichtbar: Fledermäuse verlassen erst in der Dämmerung ihre Quartiere in Kellern, auf Dachböden und Friedhöfen. Dann flattern sie zu Tausenden durch Hamburg, Leipzig oder München. Als europäische Fledermaus-Hauptstadt schlechthin gilt Berlin: 18 der in Deutschland vorkommenden 25 Arten sind dort heimisch. Allein in der Spandauer Zitadelle überwintern jedes Jahr mehr als 10.000 Tiere.
Alle 25 Arten, von der winzigen Mopsfledermaus bis zum Braunen Langohr, sind in Deutschland streng geschützt. Dieser Status allein reicht aber nicht aus, um das Überleben der nächtlichen Jäger zu sichern. Der dramatische Rückgang der Insekten, von denen sich alle deutschen Fledermäuse ausschliesslich ernähren, stellt für die kleinen Säugetiere eine ernsthafte Bedrohung dar. Ausgerechnet menschliche Metropolen bieten für viele Arten einen Rückzugsort.
Die Aktivitäten sind Teil eines bundesweiten Projektes zur Mopsfledermaus, das von der Stiftung FLEDERMAUS koordiniert wird. Ziel ist es, das Vorkommen der Mopsfledermaus in Deutschland zu erfassen und Leitlinien für die Entwicklung und Nutzung ihrer Waldlebensräume zu erarbeiten. Grund des wissenschaftlichen Lauschangriffs ist der massive Rückgang der Mopsfledermaus, für die Deutschland eine besondere Verantwortung hat. “Mit den Informationen, die wir über die Batcorder erhalten, können wir das Artenspektrum und Vorkommen der Tiere auf den Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung ermitteln“, sagt Sebastian Brackhane, Projektleiter im Fledermausschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Damit nicht genug: “Es soll auch erforscht werden, ob und wie sich das Artenspektrum an Fledermäusen in Wäldern ohne forstliche Nutzung unterscheidet von Wirtschaftswäldern. Damit können auch Schutzmassnahmen zielgenauer entwickelt werden“, so Brackhane.
“In eintönigen Wäldern mit wenigen alten und toten Bäumen fehlt Fledermäusen ein Platz für die Aufzucht der Jungen“, erläutert Brackhane. “Fledermausweibchen bekommen gerade jetzt im Sommer ihren Nachwuchs. Bei der Aufzucht unterstützen sie sich gegenseitig. Es gibt Wochenstuben, in denen der Nachwuchs wie in einer Kinderkrippe lebt. Auf der Fläche in Rechlin eignen sich dafür beispielsweise alte Bäume mit abstehender Rinde und Höhlen“, sagt der Projektleiter der Deutschen Wildtier Stiftung.