Wildtiere

Fischotter hat es in der Schweiz nicht leicht

Der Eurasische Fischotter kehrt in die Schweiz zurück und soll hier langfristig wieder heimisch werden. Eine wichtige Grundlage für den Schutz und die Förderung jeder Art sind gute Kenntnisse über das Vorkommen, die Verbreitung und die Entwicklung der Bestandsgrösse. Kartierungen gehören daher zu den grundlegendsten Arbeiten im Artenschutz.

Seit dem Jahr 2011 ist im Kanton Bern das Vorkommen an der Aare zwischen Thun und Bern bekannt. Seit 2014 wird dort wiederholt Nachwuchs beobachtet. Im Jahr 2017 initiierten die Stiftung Pro Lutra, der WWF Bern und der WWF Solothurn das Projekt „Otterspotter“. Mit ehrenamtlich tätigen Personen soll dabei im Zweijahresrhythmus die Verbreitung des Fischotters in den Kantonen Bern und Solothurn erfasst werden.

In der ersten Kartierung im Winter 2017/18 wurden Fliessgewässer innerhalb von 73 Quadraten à 5×5 Kilometern untersucht. In neun Quadraten konnten Fischotter nachgewiesen werden.

Im Winter 2019/20 wurde die zweite Kartierung der Otterspotter durchgeführt. Insgesamt suchten 37 Otterspotter in 80 Quadraten nach Fischotterspuren. In sieben dieser Quadrate wurden Fischotterspuren entdeckt. In vier dieser sieben Quadrate wurden bereits im Winter 2017/18 Fischotter nachgewiesen, bei den restlichen drei Quadraten ist es der erste Nachweis innerhalb des Otterspotter-Projekts. Hingegen fehlten diesmal Nachweise in fünf Quadraten, in denen in der ersten Kartierung Fischotterspuren gefunden wurden.

Zwischen den beiden Kartierungen wurde eine Veränderung der Arealnutzung festgestellt: Das Vorkommen entlang der Alten Aare wurde nicht mehr bestätigt, hingegen konnte neu am Wohlensee die Anwesenheit von mindestens einem Fischotter festgestellt werden. Das zeigt, wie wichtig eine engmaschige Dokumentation ist, um den Ausbreitungsprozess der Fischotter genauer zu verstehen. Eine dritte Kartierung im Jahr 2021/22 wird angestrebt.

Fischotter sind territorial und gelten zumindest in Fliessgewässern weitgehend als Einzelgänger. Jungtiere müssen daher im Alter von neun bis 13 Monaten das mütterliche Streifgebiet verlassen und ein eigenes Territorium etablieren. Genetische Studien deuten darauf hin, dass sich Jungtiere bevorzugt in der Nähe ihres Geburtsorts niederlassen. Unter günstigen Bedingungen kann sich das Fischottervorkommen so um vier bis 20 Kilometer Flusslänge ausbreiten. Doch wo die Fischotterbestände niedrig sind, erholen sie sich nur langsam. Grund dafür sind unter anderem die lange Aufzuchtzeit von über einem Jahr sowie die generell hohe Sterblichkeit der Jungtiere im ersten Lebensjahr.

Die vorsichtige Rückkehr des Fischotters in die Schweiz hat bewirkt, dass die Art heute auf der nationalen Roten Liste nicht mehr als ausgestorben aufgeführt ist, sondern „nur“ noch als stark bedroht. Das Ziel ist nun ein gesunder und langfristiger Fischotterbestand in der Schweiz. Eine wichtige Grundlage für den Schutz und die Förderung der Art sind gute Kenntnisse über das Vorkommen, die Verbreitung und die Entwicklung der Bestandsgrösse. Diese Informationen sind zudem unabdingbar bei der Lösung von Konfliktsituationen, die um den Fischotter entstehen können. Kartierungen gehören daher zu den grundlegendsten Arbeiten im Artenschutz. Gleichzeitig erhält man durch engmaschige und zeitnahe Kartierungen wichtige Informationen darüber, wie sich Fischotter in neuen Gebieten ausbreiten und welche Lebensräume sie für die Wiederbesiedlung bevorzugt aussuchen, schreibt die Stiftung Pro Lutra.

Der Fischotter wurde in der Schweiz jahrzehntelang wegen seines besonders dichten Fells gejagt. Er galt als Konkurrent der Fischer und ein Gesetz von 1889 förderte seine aktive Ausrottung. 1952 wurde er unter Schutz gestellt – das konnte ihn aber nicht mehr retten. Seit 1989 galt er in der Schweiz als ausgestorben. Seit gut zehn Jahren wird er in der Schweiz immer wieder gesehen. Um sich langfristig etablieren zu können, sind lebendige Gewässer mit gesundem Fischbestand die Hauptvoraussetzung.

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