Pferden Leid und Schmerz zugefügt.
Wegen Tierquälerei während den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio hat die Tierschutzorganisation „IG Wild beim Wild“ bei der Staatsanwaltschaft Lausanne Strafanzeige gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Fédération Equestre Internationale (FEI) erhoben. In vier Fällen haben die Veranstalter offensichtliche Tierquälerei nicht verhindert.
Dem IOC und der FEI werden Verletzungen der Tierschutzgesetzgebung und Verstösse gegen mehrere Artikel des Tierschutzgesetzes und der Tierschutzverordnung vorgeworfen. Das IOC nimmt es mit seinen verfehlten Regelwerken in Kauf, dass Pferden an vom IOC organisierten Wettkämpfen Leid zugefügt wird. Als Organisator der Wettkämpfe wären das IOC und seine Verantwortlichen verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die eingesetzten Tiere weder misshandelt, noch ihnen in anderer Form Leid zugefügt wird.
Gemäss Tierschutzgesetzgebungen sind Methoden verboten, mit denen eine Überdehnung des Equidenhalses oder -rückens bewirkt wird. Diverse Pferde zeigen deutlich, dass sie im Training wie auch am konkreten Wettkampf in dieser tierquälerischen Haltung geritten wurden.
Eingeschläfert
Der Wallach Jet Set des Schweizer Vielseitigkeitsreiters Robin Godel musste in der Tierklinik in Tokio eingeschläfert werden, nachdem er sich bei einer äusserst schwierigen, ihn offensichtlich überanstrengenden Geländeprüfung in der Vielseitigkeit eine schwere und nicht operable Bänderverletzung zugezogen hatte.
Während des Ritts des Iren Cian O’Conner begann der neunjährige Kilkenny, heftig aus beiden Nasenlöchern zu bluten. Das Blut rann so stark, dass das Pferd kaum mehr atmen konnte und schliesslich die ganze Brust voll Blut und das Pferd am Ende des Ritts offensichtlich erschöpft war. Kein Turnierverantwortlicher reagierte auf die leidvolle Lage des Pferdes. Den Beschuldigten stoppten die Quälerei auch nicht, als sie augenfällig wurde. Sie haben damit das Leiden des Pferdes in Kauf genommen und durch Nichtabklingeln gemehrt.
Hiebe und Tritte
Die Reiterin Annika Schleu hat das Pferd Saint Boy mit Hieben mit der Gerte und Tritten mit den Sporen traktiert, um es in den Parcours zu bringen. Dabei hatte Saint Boy bereits unter der Vorreiterin massive Stresssymptome gezeigt. Dennoch ist jedes Handeln zum Schutz des Tiers ausgeblieben. Was sich in Tokios Baji Koen Equestrian Park ereignete, war weit entfernt vom normalen Springreiten und sollte stattdessen als pure Tierquälerei bezeichnet werden.

Systematische Überforderung
IOC und FEI verstossen bei der Organisation solcher Wettkämpfe seit Jahren gegen die Tierschutzgesetzgebung, indem sie an diesen Anlässen den Tieren Leistungen abverlangen, denen sie nicht gewachsen sind. Ausserdem werden Behandlungen durch Reiter toleriert, die den Pferden Leid und Schmerzen zufügen. Dazu kommt, dass hinlänglich bekannt ist – und beispielsweise beim Wallach Kilkenny zu sehen war – dass die Trainingsmethoden, die angewandt werden, um an solchen Turnieren teilnehmen zu können, tierschutzrelevant sind. Die systematische Überforderung und die Hetze der Pferde ist fester Bestandteil solcher Turniere, wie auch der Vorbereitung dafür. In den vergangenen Jahren kam es an olympischen Spielen immer wieder zu tödlichen Stürzen, Aorta-Abrissen und Todesfällen.
Die Beschuldigten haben mit der vollkommenen Abwesenheit von Schutzvorkehrungen zur Verhinderung von Tierleid, trotz Kenntnis der bestehenden Missstände in Kauf genommen, dass Tiere zu Schaden kommen.
Die IG Wild beim Wild ersucht die angerufene Staatsanwaltschaft, die notwendigen Untersuchungshandlungen zur vollumfänglichen Tatbestandsaufnahme einzuleiten und ein entsprechendes Strafverfahren zu eröffnen. Es besteht der dringende Verdacht, dass das IOC und FEI strafrechtlich relevante Handlungen getätigt hat.
Weitere Informationen:
- Strafanzeige gegen IOC und FEI
- Pferde sind keine Sportgeräte
- Fünfkämpferin Annika Schleu misshandelt Pferd vor laufender Kamera
- Vielseitigkeitsreiten an Olympia: „Der Gipfel der Tierquälerei“
English:

Animal cruelty: Criminal complaint against IOC and FEI
Inflicting suffering and pain on horses
The animal protection organisation “IG Wild beim Wild” has filed a criminal complaint against the International Olympic Committee (IOC) and the Fédération Equestre Internationale (FEI) with the Lausanne prosecutors‘ office for animal cruelty during the 2020 Olympic Games in Tokyo. In four cases, the organisers failed to prevent obvious cruelty to animals.
The IOC and the FEI are being accused of violations of animal welfare legislation and breaches of several articles of the Animal Welfare Act and the Animal Welfare Ordinance. The IOC, with its flawed rules and regulations, accepts the suffering of horses at IOC-organised competitions. As the organiser of the competitions, the IOC and its officials would be obligated to ensure that the animals used are neither mistreated nor harmed in any other way.
According to animal welfare legislation, methods that cause overstretching of the equine neck or back are prohibited. Various horses clearly show that they were ridden in this cruel manner during training as well as at the actual competition.
Put to sleep
Swiss eventer Robin Godel’s gelding Jet Set had to be put to sleep at the veterinary hospital in Tokyo after it suffered a severe and inoperable ligament injury during an extremely difficult cross-country eventing competition that was clearly too much for it.
During the ride of Irishman Cian O’Conner, nine-year-old Kilkenny began to bleed profusely from both nostrils. The blood ran so strongly that the horse could hardly breathe and eventually the whole chest was full of blood and the horse was obviously exhausted at the end of the ride. No tournament official reacted to the horse’s distressing situation. The accused persons failed to stop the torture even when it became obvious. They thereby accepted the horse’s suffering and increased it by not ringing it off.
Blows and kicks
The rider Annika Schleu maltreated the horse Saint Boy with blows using her whip and kicks using her spurs in order to bring it into the course. Yet Saint Boy had already shown massive symptoms of stress under the previous rider. However, no action was taken to protect the animal. What happened at Tokyo’s Baji Koen Equestrian Park was far from normal show jumping and should instead be described as pure animal cruelty.
Systematic excessive demands
The IOC and FEI have been violating animal welfare legislation for years in organising such competitions by demanding performances from the animals at these events that they are not up to. Furthermore, treatment by riders who inflict suffering and pain on their horses is tolerated. What is more, it is well known – and could be seen, for example, with the gelding Kilkenny – that the training methods applied to be able to participate in such competitions are a problem for animal welfare. The systematic excessive demands and rushing of horses is an integral part of such competitions, as well as the preparation for them. In recent years, fatal falls, aortic ruptures and deaths have repeatedly occurred at Olympic Games.
With the complete absence of protective measures to prevent animal suffering, the accused persons accepted that animals would be hurt, despite knowledge of the existing grievances.
IG Wild beim Wild requests the prosecutors‘ office to launch the necessary investigations to fully establish the facts of the case and to instigate appropriate criminal proceedings. There is a strong suspicion that the IOC and FEI have committed criminal offences.
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