Tierrechte

Kampfansage gegen erneute Wolf-Ausrottung

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Unter dem Titel «Wolf. Fertig lustig!» hat der Kanton Wallis eine Standesinitiative eingereicht, um den Schutz des Wolfs aufzuheben.

Der Bund solle die Art als jagdbar einstufen. Diese Woche hat eine Mehrheit der zuständigen Nationalratskommission dem Vorstoss zugestimmt (Wild beim Wild berichtete) Silva Semadeni, Präsidentin des Umweltverbands «Pro Natura», spricht von einem «Ausrottungs-Vorstoss» schreibt die NZZ am Sonntag.

Pro-Natura-Präsidentin Semadeni hofft zwar, dass die Initiative im Parlament abgelehnt wird. Sollten die Räte aber «der erneuten Ausrottung dieser einheimischen Art zustimmen, wird es mit Sicherheit ein Referendum und eine Abstimmung über den Wolf geben», so die Bündner SP-Nationalrätin. Sie verweist darauf, dass der Bund zurzeit eine Vorlage erarbeitet, die eine bessere Regulierung des Wolfbestands und den legalen Abschuss weiter erleichtert, wenn ein Wolf viel Schaden anrichtet oder die Scheu vor Siedlungen und Menschen verliert. «Der Walliser Vorstoss schadet selbst den Wolfsgegnern», sagt Semadeni, «kommt er im Parlament durch, wird es bis zu einer Abstimmung viel länger gehen, bis wir eine Lösung haben.»

Problem-Wolf wandert ab

Als Hauptproblem gelten den Wolfsgegnern die Risse an Nutztieren. Wie viele Schafe in einem bestimmten Gebiet gerissen werden, hänge freilich von vielen Faktoren ab, sagt Ralph Manz von der Fachstelle für Grossraubtiere, Kora: «Zum Beispiel davon, auf wie vielen Alpen die Schafherden von Herdenschutzhunden und Hirten geschützt werden, ob der Schutz auch auf Frühjahrs- und Herbstweiden umgesetzt wird, und vor allem von der Verfügbarkeit der Hauptnahrungsquelle, also der Dichte des Schalenwildes.» Zudem könne ein einziger Wolf in einer ungeschützten Herde grossen Schaden anrichten und bis 70 Tiere in einem Jahr reissen, so Manz. Die Zahl der Risse an Nutztieren schwanke deshalb stark. Dies belegen die neusten Daten, die bei Kora erfasst werden. Letztes Jahr haben die Wölfe in der Schweiz 336 Nutztiere gerissen: 317 Schafe, 18 Ziegen und ein Rind. Das ist die zweithöchste Zahl, seit 1998 erstmals wieder ein Wolf eingewandert ist, 150 Risse mehr als im Vorjahr. Auffallend ist die Verteilung: 174 Risse entfielen auf das Wallis, 38 auf das Tessin und 54 auf den Kanton Uri. In Uri dürften die Risse grossmehrheitlich einem einzigen Tier zuzuschreiben sein, Wolf M 58. Dieser wurde zwar zum Abschuss freigegeben, liess sich jedoch in der hierfür bewilligten Frist nicht erwischen und ist in der Zwischenzeit offenbar nach Österreich abgewandert.

Auch bemerkenswert: Dem Calanda-Rudel in Graubünden, dem letztes Jahr bis zu zehn Wölfe angehörten, sind in den letzten fünf Jahren lediglich 37 Nutztiere zum Opfer gefallen – obwohl in seinem Territorium rund 1500 Schafe gehalten werden. Manz erklärt dies mit dem gut etablierten Herdenschutz in dieser Region.

Bellende Schutzhunde

Silva Semadeni stellt der Riss-Statistik der Wölfe eine andere Zahl gegenüber: Gemäss einer Studie gingen in den Bergen jährlich rund 4000 Schafe an Krankheiten ein, stürzten ab oder fielen Unwettern zum Opfer, sagt sie, nicht zuletzt wegen mangelnder Betreuung: «Dagegen fallen die 300 Risse bescheiden aus.»

Ungleich höher ist hingegen die Ausfallquote bei den Wölfen. In den letzten zwei Jahren wurden in der Schweiz 28 Tiere genetisch identifiziert, zwei Rudel und ein Pärchen nachgewiesen. Zusammen mit herumstreifenden Einzelgängern wird der Bestand auf etwas über 30 Tiere geschätzt. Doch die Schweizer Wölfe leben gefährlich: Von den seit 1998 nachgewiesenen 62 Männchen und 18 Weibchen sind bisher mindestens 19 eines unnatürlichen Todes gestorben.

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Dem Walliser SVP-Nationalrat Franz Ruppen genügt das freilich nicht. Er hat sich in der Kommission für die Walliser Initiative starkgemacht. Der Schaden an Nutztieren sei zu hoch, Herdenschutzhunde würden mit ihrem Gebell Touristen bedrohen und vertreiben. Und weil es wegen der «unverhältnismässigen Auflagen des Herdenschutzes» nicht mehr attraktiv sei, Schafe zu halten, drohten in Zukunft ganze Alpweiden zu verganden. Ruppen will den Wolf weghaben: «Für den Wolf hat es bei uns keinen Platz», sagt er, «unsere Vorfahren haben ihn ausgerottet, als die Schweiz noch viel dünner besiedelt war.»

1 Kommentar

  1. keine andere Lösung als abschiessen ? wie armseelig ! Wallis und Graubünden schämt euch