Jagd

Erster Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland

PETA fordert sofortiges Verbot von Drückjagden auf Wildschweine

Nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) bereits mehrfach in Polen aufgetreten war, wurde der Erreger nun erstmals bei einem im brandenburgischen Spree-Neiße-Kreis aufgefundenen toten Wildschwein nachgewiesen. Dies gab das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) heute bekannt. 

Ein Übertreten der Tierseuche nach Deutschland wurde seit längerem befürchtet. Seit mehreren Monaten kursiert die Afrikanische Schweinepest in Polen. Im März wurde im östlichen Nachbarland ein daran gestorbenes Wildschwein nur etwas mehr als zehn Kilometer vor der Grenze entdeckt.

Als Ursache für die Verbreitung in Europa wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den Erreger enthielten. Brandenburg hatte einen 120 Kilometer langen Elektroschutzzaun an der Grenze errichtet. Er soll Wildschweine aufhalten. Auch am sächsischen Grenzverlauf wurde ein Zaun gebaut.

Die deutsche Agrarministerin betonte am Donnerstag, man habe mit der Einschleppung des Virus früher oder später eigentlich gerechnet. Ähnlich äusserten sich auch die Schweizer Behörden in der Vergangenheit. Die Schweiz sei bisher zwar frei von der Tierseuche, schrieb das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) im Jahresbericht über das nationale Früherkennungsprogramm ASP Wildschwein 2019/2020. «Es besteht jedoch das permanente Risiko eines Eintrags.» Dieses Risiko erhöhe sich nun, da die die Reisetätigkeit aufgrund der Lockerung der Corona-Schutzmassnahmen wieder zunehme, so das BLV.

Afrikanische Schweinepest (ASP)

Das Virus befällt ausschliesslich Haus- und Wildschweine, sorgt bei den Tieren für Fieber, Atemprobleme sowie Schwäche und führt in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tod. Für Menschen ist es ungefährlich. 

Nachdem der Deutsche Bauernverband aus Angst vor finanziellen Einbussen eine Intensivierung der Bejagung von Wildschweinen als angeblich nötige Präventionsmassnahme forderte, stieg die Anzahl der getöteten Wildtiere im Jagdjahr 2017/2018 gegenüber dem Vorjahr bundesweit um 42 % auf 836’900 Tiere an. 

PETA fordert nun ein flächendeckendes Verbot von Drückjagden in Deutschland und weist darauf hin, dass die reviertreuen Wildschweine vor allem durch Drückjagden in entferntere Gebiete gescheucht werden. Eine verstärkte Bejagung ist nicht zielführend, weil die Seuche hauptsächlich durch kontaminierte Speise- und Schlachtabfälle, also durch den Menschen, übertragen und verbreitet wird. Eine Übertragung in Tierhaltungsanlagen würde, wenn überhaupt, durch Landwirte – die oftmals selbst Hobby-Jäger sind – und Arbeiter erfolgen. Daher wären Präventionsmassnahmen nur hier sinnvoll.

Insbesondere durch Drückjagden werden Wildschweine aufgeschreckt und flüchten revierübergreifend. Dies trägt zu einer schnellen Verbreitung von Krankheiten bei. Daher muss Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sofort ein Verbot von Treib- und Drückjagden erlassen. Die Tiere selbst sind standorttreu und tragen ohne Einfluss des Menschen räumlich nicht nennenswert zur Verbreitung des Virus bei.

so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA

Hintergrundinformationen

Auch das FLI betont: „Eine Bejagung könnte Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen, die das Risiko einer Verschleppung des Erregers erhöhen“.

Der derzeit schon ausgeübte hohe Jagddruck ist zudem kontraproduktiv, da er zum Wachstum der Population führt. Studien zufolge reagieren Wildschweine mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate auf eine intensive Bejagung. Aus diesem Grund steigt die Population seit Jahren an. Wildtierbestände regulieren sich selbst über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten. Wissenschaftler bewiesen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt.

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