Unkultur

Absurdistan Regierungsrat Solothurn

Warum will der Regierungs- und Kantonsrat im Kanton Solothurn die Baujagd und Schliefenanlagen (Kunstbauten) trotz wissenschaftlichen Gegenbeweise wieder salonfähig machen und die Bevölkerung gefährden?

Die IG Wild beim Wild setzt sich für ein seriöses Wildtiermanagement mit Wildhüter ein und nicht für eine Jagd aus reinem Tötungsdrang und -wille heraus, welche die Hobby-Jäger heute glorifizieren.

Diese Form der Hobby-Jagd mit einer überwiegender „Killermentalität“ ist weder Tradition, ethisch und moralisch noch tierschutzgerecht.

Am 6. September 2017 hat die Fraktion SP/Junge SP ein Verbot der Baujagd vom Regierungsrat in Solothurn gefordert:

Der Regierungsrat wird beauftragt, das Jagdgesetz dahingehend zu ändern, dass die Baujagd verboten wird.

Ein lobenswertes Ansinnen. Denn, nur schon das Halten eines Wildtieres in Gefangenschaft, sprich Kunstbau, ist weder art- noch tierschutzgerecht. Alles andere wie „tierschutzgerecht“, „gesetzeskonform“ usw.  sind Wortklaubereien im Zusammenhang mit der Baujagd bzw. Fuchsjagd im negativen Regierungsratsbeschluss und nicht zielführend – hin zu einer zivilisierten Gesellschaft.

Regierungsrat Solothurn

Sich vor einer Wallfahrtskirche fotografieren zu lassen und christliche Werte dann in der Praxis umzusetzen, ist offensichtlich keine Tugend dieser Solothurner PolitikerInnen. Sie haben den Antrag der SP postwendend mit einer „Nichterheblicherklärung“ abgelehnt.

Regierungsrätin Brigit Wyss
Regierungsrätin Brigit Wyss

Regierungsrätin Brigit Wyss äussert sich in ihrem Schlusswort laut der Solothurner Zeitung dazu so: „man könne davon ausgehen, dass die Baujagd heute vertretbar sei. Nicht aus Gründen der Tradition oder wegen der Regulierung des Fuchsbestandes. Sondern weil viele Jagdhunde heute Familienhunde seien – und deshalb die Ausbildung im Rahmen der Baujagd benötigten.“ Wer solch wirren Nonsens in die Welt trägt, gehört ganz einfach abgewählt.

58 im Kantonsparlament stimmten anschliessend dagegen und 31 für ein Baujagdverbot.

Sowohl die Bewegungsjagden (Treibjagd und Drückjagd), als auch die Fuchsjagd bleiben immer primär Tierquälerei und sind unnötige Jagdmethoden, wie wir aus vielen Fallbeispielen wissen. Daran ändert auch der abstruse Regierungsratsbeschluss des Kanton Solothurn nichts.

Dass jetzt die Jagdhunde der Hobby-Jäger noch mehr missbraucht werden und eine Ausbildung im Rahmen der Baujagd absolvieren sollen, diene nur dazu, die Tierquälerei im Umfeld der Hobby-Jäger salonfähig zu machen, mahnt die IG Wild beim Wild.

Die Stiftung Tier im Recht hat dazu ein wegweisendes Gutachten erstellt, aus dem klar ersichtlich ist, dass aus der Sicht des Tierschutzrechts zum Beispiel die Ausübung der Baujagd gleich mehrfach den Straftatbestand der Tierquälerei erfüllt. Zudem ist bekannt, dass nicht selten die Jagdhunde der Hobby-Jäger das ganze Jahr über ein leidiges und trostloses Leben in einem Zwinger verbringen und nur sich während der Jagdzeit austoben können. Auch der Schweizer Tierschutz (STS) hat unlängst ein Positionspapier veröffentlicht, was von der Ausbildung und Einsatz von Jagdhunden in der Schweiz zu halten ist: nämlich rein gar nichts (ausser der Nachsuche)!

Das Land Luxemburg kennt seit mehreren Jahren ein totales Fuchsjagdverbot und setzt somit tierschutzgerecht, das um, was mindestens 18 internationale Studien längst belegen: Fuchsjagd ist Unfug. Im Kanton Genf werden seit Jahrzehnten keine Füchse bejagt, nur weil Jagdzeit ist oder im Kanton Tessin ist die Fuchsjagd laut der eidgenössischen Jagdstatistik auch verpönt. Interessanterweise gibt es genau dort, wo Füchse fanatisch durch Hobby-Jäger bejagt werden oder das Jägerlatein Einzug in Regierungskreise gehalten hat, auch die meisten Krankheiten und Tierleid.

Die Jagd auf Füchse dient weder dem Artenschutz, noch der Eindämmung von Wildkrankheiten. Sie zerstört vielmehr die Sozialstrukturen und stört die effektiven natürlichen Regulationsmechanismen der Fuchspopulation. Die Fuchsjagd fördert dadurch letztendlich unnatürlich hohe Geburtenraten, eine erhöhte Gefahr der Ansteckung mit sowie der Verbreitung von Wildkrankheiten und hat noch viele weitere negative Folgen für das gesamte Ökosystem. Die Fuchsjagd ist daher ökologisch falsch, kontraproduktiv und schädlich.

Füchse schützen uns vor Krankheiten

Wer Angst vor Krankheiten wie der Lyme-Borreliose, Hasenpest oder dem sogenannten Fuchsbandwurm hat, sollte sich laut Studien mit aller Deutlichkeit gegen die Hobby-Jagd aussprechen.

Die Lyme-Borreliose ist in Europa die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit; mehr als 200’000 Menschen infizieren sich jedes Jahr damit.

Die Anzahl der Menschen, die sich mit Borreliose und andere von Zecken übertragenen Krankheiten anstecken, ist auch in der Schweiz steigend. Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass in der Schweiz jährlich etwa 6000 bis 12’000 Personen an der sogenannten Lyme-Borreliose erkranken. Bei FSME sind es zwischen 100 und 250. Deshalb stuft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) durch Zecken übertragene Krankheiten als wichtiges Gesundheitsproblem für die Schweiz ein.

In der Schweiz erkranken hingegen lediglich nur ca. 8 – 10 Menschen pro Jahr am Fuchsbandwurm. Der Fuchs ist der natürliche Feind von Rötel- und Feldmäusen diese können durch ihren Kot, Urin auch den sich stark verbreitende Hantavirus auf den Menschen übertragen. Davon sprechen die Hobby-Jäger aber nie. Der Fuchs ist als Waldpolizist unersetzlich; Füchse fangen hauptsächlich Mäuse – zum Nutzen der Land- und Forstwirtschaft -, denn dort werden sonst vermehrt Gifte eingesetzt.

In einer brandneuen Studie aus Frankreich wurde 4 Jahre lang wissenschaftlich untersucht, ob die Jagd als Massnahme gegen den Fuchsbandwurm (bzw. zum Schutz der Menschen vor einer Ansteckung) sinnvoll ist. Dafür wurde in einem knapp 700 Quadratkilometer grossen Gebiet bei der Stadt Nancy die Jagd auf Füchse deutlich intensiviert. 1’700 Stunden wurden in der Nacht auch von Autos heraus Füchse beschossen, was zu einem Anstieg der Jagdstrecke um 35 % geführt hat. Dieses Gebiet wurde anschliessend mit einem anderen Gebiet ohne intensivierte Jagd verglichen.

Das Ergebnis ist eindeutig:

  1. Die Fuchspopulation wurde durch die drastisch intensivierte Bejagung im Testgebiet NICHT verringert.
  2. Der Fuchsbandwurm breitete sich im intensiv bejagten Testgebiet aus, anstatt reduziert zu werden: Die Befallsrate stieg sogar von 40 % auf 55 % deutlich an, während sie im Vergleichsgebiet im gleichen Zeitraum konstant blieb.
  3. Anstelle der offensichtlich nicht nur sinnlosen, sondern sogar kontraproduktiven Jagd, die laut Studie zudem sehr zeitintensiv, kostenintensiv und ökologisch sowie ethisch fragwürdig ist, wird im Bedarfsfall die Behandlung von Füchsen mit Entwurmungsköder empfohlen.

Wie andere Studien (zum Beispiel aus dem Landkreis Starnberg) eindrucksvoll gezeigt haben, können diese Entwurmungsköder die Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm effektiv auf nahezu Null Prozent senken.

Hobby-Jägerinnen und Jäger helfen also nicht bei der Erkennung und Bekämpfung von Wildtierkrankheiten und Seuchen. Das war schon bei der Tollwut nicht so. Sie schützen somit auch keine Nutz- und Haustiere sowie den Menschen, sondern bringen diese in Gefahr. Die Amateur-Jäger sind generell in allen Bereichen immer auch die eigentlichen Mitverursacher etwaiger Probleme und Gefahren. In Europa liegt das Epizentrum Fuchsbandwurm in Mitteleuropa, genau im Mittelland der Schweiz, auch wegen Regierungsratsbeschlüsse wie im Kanton Solothurn.

Insbesondere bei der Jagd und den Hobby-JägerInnen ist es überaus elementar, dass man ganz genau hinschaut. Nirgendwo wird so viel mit Unwahrheiten und Fake-News manipuliert. Gewalt und Lügen gehören zur gleichen Münze. Die Hobby-Jägerei ist seit Jahrzehnten nichts anderes als eine permanent kostenintensive Baustelle, Flickenteppich und Streitpunkt für die Politik, Forst, Landwirtschaft, Verwaltungen, Justiz, Krankenkassen, Versicherungen, Tierschutzorganisationen, Umwelt- und Naturschutzorganisationen, Polizei, Bund, Medien usw.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

Einen Kommentar schreiben