Kenias Erbe an natürlicher Schönheit und landschaftlicher Pracht wird durch seine vielfältige Tierwelt noch unendlich reicher.
Auf der ganzen Welt ist das Land für seine reiche biologische Vielfalt bekannt, die sich über Luft, Wasser und Land erstreckt; ein natürlicher Reichtum, der es zu einem unvergleichlichen Naturschutz- und Tourismusziel macht.
Während die Welt mit dem Klimawandel und menschlichen Aktivitäten zu kämpfen hat, die das botanische und zoologische Leben sowie deren Lebensräume bedrohen, geht Kenia mit kühnen und entschlossenen Massnahmen zur Erhaltung und Förderung des ökologischen Reichtums voran.
Kenia hat bereits 1977 die Jagd auf alle Haar-Wildtierarten verboten. Lediglich die Jagd auf Vögel ist ausländischen Hobby-Jägern noch erlaubt. Das Land verdient jährlich 1 Milliarde US Dollar am Fototourismus – 30 Millionen US Dollar würde die Trophäenjagd einbringen, wenn sie erlaubt wäre.
Vor diesem Hintergrund wurde die erste landesweite Wildtierzählung durchgeführt. Dieses nationale Vorhaben ist eine historische Chance, ein kommentiertes Inventar der Wildtierressourcen zu erstellen, in Anerkennung ihrer Bedeutung als strategisches nationales Gut. Der Bericht, der aus dieser edlen nationalen Anstrengung hervorgeht, liefert die erforderlichen Informationen, um die künftige Erhaltung und Bewirtschaftung der Wildtierressourcen in einer Weise zu steuern, die Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren minimiert und eine nachhaltige Entwicklung fördert.
Die Zählung von Wildtieren in Kenia hat ergeben, dass die Population der im Land lebenden Elefanten und Giraffen grösser ist als bisher angenommen. Dabei waren Fachleute auch in Regionen unterwegs, in denen bislang kaum gezählt wurde.
Monatelang waren die Wildtierzähler unterwegs. In Buschfliegern, Jeeps oder einfach zu Fuss. Die grösste Aktion dieser Art bisher. Insgesamt waren 100 Mitarbeiter damit beschäftigt, 30 Arten in ihren unterschiedlichen Ökosystemen zu erfassen.
Bei dem Wildtier-Zensus wurden insgesamt 36’169 Elefanten gezählt (12 5 mehr als 2014). Auch die Population der Giraffen sei mit 34’240 Tiere deutlich höher als 2019, wie der Kenya Wildlife Service (KWS) mitteilte – entgegen dem Trend in vielen anderen Staaten des Kontinents
Die Zählung der Meerestiere ergab, dass es beispielsweise 63 Buckelwale, 2 Blauwale, 29 Weiße Haie und 11 Rochen in kenianischen Gewässern gebe. Die kenianische Regierung hatte die Erhebung in Auftrag gegeben, um die Effektivität bestehender Artenschutzmaßnahmen zu überprüfen.
Der Report nennt allerdings auch die Sorgenkinder. Darunter fallen vor allem verschiedene Antilopenarten und -unterarten, die zum Teil nur in Kenia vorkommen. Der Östliche Bongo etwa gilt mit nur 150 Tieren als vom Aussterben bedroht. Ähnliche wenige Exemplare haben von der Östlichen Rappenantilope überlebt. Aufwärts geht es hingegen für die Hirolas, die ebenfalls dank intensiver Bemühungen wieder auf rund 500 Tiere zugenommen haben.
Bei einer Art war die Zählung besonders schnell vorbei. Von den nördlichen Breitmaulnashörnern gibt es genau noch zwei weltweit. Die beiden letzten Exemplare, die Nashorndamen Najin und Fatu, werden in einem Schutzgebiet in Kenia darum besonders bewacht. Mit Hilfe von eingefrorenen Spermien und künstlicher Befruchtung sollen sie sich noch vermehren. Ein Versuch, die Art vor dem Aussterben zu bewahren und irgendwann auch hier wieder mehr Tiere zählen zu können.
Vor allem in Corona-Zeiten war es nicht selbstverständlich, dass die Wildtiere weiter geschützt werden. Weil die Einnahmen aus dem Tourismus ausbleiben, kommt beim Kenya Wildlife Service weniger Geld für den Schutz der Wildtiere an. Auch wenn Kosten an anderen Stellen – wie zum Beispiel für Information und Aufklärung – schnell zusammengestrichen wurden, musste doch der kenianische Staat einspringen.
Das Engagement zeigt, wie ernst die Regierung den Erhalt des Wildbestandes nimmt, meint der zuständige Minister Najib Balala. “Es war so wichtig, dass die Gehälter für die Wildhüter weitergezahlt wurden. Diese Entscheidung hat uns viel Anerkennung gebracht – nicht nur in Kenia, sondern international. Darum können wir jetzt sagen, dass wir ein gutes Beispiel für die gesamte Welt waren.“
Wildtier-Zählungen fanden in Kenia bisher nicht systematisch und meist nur in bestimmten Landesteilen, vor allem Nationalparks, statt. „Wir haben in Regionen gezählt, in denen zuvor nicht gezählt wurde“, sagte der wissenschaftliche Leiter des Zensus, Patrick Omondi. Man habe dadurch bisher nicht erfasste Elefanten und Giraffen finden können, so Omondi.