Kunterbunt

Weidenetze sind Todesfallen

Auch Stacheldraht kann Wildtieren zum Verhängnis werden. Dabei gäbe es Alternativen, die auch für Weidetiere ungefährlich wären.

Ein Luchs der ein Lamm erbeuten wollte, wurde selber zum Opfer, nachdem er sich im Netz verhedderte.

Der gerufene Wildhüter in Ardon im Wallis konnte nur noch den Tod beider Tiere feststellen, wie lenouvelliste.ch schreibt.

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Bild: Le Nouvelliste

Jedes Jahr kommen in der Schweiz tausende Tiere in Zäunen um oder verletzen sich daran.

Davon sind Wildtiere genauso betroffen wie Nutztiere. Für die problematischen Weidenetze gibt es heute praxistaugliche, tierfreundlichere Alternativen.

Weidenetze – unbeaufsichtigt werden sie zur tödlichen Falle

Weidezäune sorgen dafür, dass Weidetiere nicht entweichen und ungebetene Gäste nicht eindringen können. Für Wildtiere hingegen stellen Zäune oftmals unnatürliche Grenzen in ihrem Lebensraum dar. Je nach Zauntyp und Standort des Zaunes können sie unüber- windbar sein oder aber gefährliche Fallen darstellen. Ein idealer Zaun hindert demnach Weidetiere am Ausbrechen aus der Weide, schützt sie gegen Gefahren von aussen und ist für Wildtiere leicht passierbar und ungefährlich.

Weidenetze (flexible Steckzäune) können wie ein Fangnetz wirken. Wenn sich Weide- oder Wildtiere darin verfangen, haben sie meist keine Chance, sich selbst zu befreien. Dies geschieht, wenn Tiere durch den Zaun hindurch fressen oder wenn sie bei Kämpfen oder auf der Flucht in die Zäune rennen. Wenn die Weidenetze elektrifiziert sind, bedeuten die andauernden Stromstösse für gefangene Tiere eine zusätzliche Qual, die bis zum Tod führen kann. Betroffen sind vor allem Rehe, Gämsen und Hirsche, häufig auch nützliche Kleintiere wie Igel und Amphibien. Auch Schafe und Ziegen verfangen sich immer wieder in diesen Zäunen und kommen darin um; besonders gefährdet sind dabei die Jungtiere.

Viehzäune werden für Wildtiere wie Rehe, Hirsche, Gämsen und Greifvögel regelmässig zu Todesfallen, vor allem im Herbst, wenn das Vieh die Alpweiden verlassen hat.

Bezüglich elektrifizierte Weidenetze gibt es keine „ungefährlichen“ Netze für den Igel solange die zweitunterste Litze unter Strom steht.

Gute Beratung vor dem Erstellen

Alle grossen Zaunfirmen der Schweiz verfügen heute über Fachpersonal, das die modernen Entwicklungen punkto Zaunsysteme kennt und behilflich ist, für jeden Betrieb und Standort die optimale Lösung zu finden. Je nach Situation sind unterschiedliche Zäune zu wählen, auf Wildtiere ist in jedem Fall Rücksicht zu nehmen. Hierzu müssen bestehende Wildwechsel, beliebte Austrittstellen aus dem Wald, die Fluchtwege und das Verhalten der Wildtiere berücksichtigt werden.

Der ideale Weidezaun:

  • stellt für Weidetiere eine sichtbare und akzeptierte Grenze dar
  • ist für Wildtiere sichtbar und durchlässig
  • verursacht keine Verletzungen, weder bei Menschen noch bei Tieren
  • kann nach Weidegang einfach entfernt werden (Mobilzaun)

Sowohl Weidetiere als auch viele Wildtiere sind Fluchttiere: Wenn sie einer Gefahr aus- gesetzt sind oder erschrecken, reagieren sie mit Flucht. Zäune werden auf der Flucht oft nicht mehr als Grenze erkannt und durchbrochen, übersprungen oder die Tiere rennen direkt in die Zäune. Schlimme Verletzungen durch ein hoffnungsloses Verheddern oder Hängenbleiben sind die Folgen, vor allem wenn ungeeignete Zäune eingesetzt werden. Häufig enden solche Unfälle schlussendlich tödlich.

Von grösster Wichtigkeit ist, dass temporäre Zäune abgeräumt werden, sobald keine Tiere mehr die Weide nutzen – nicht nur zum Schutz des Zaunmaterials, sondern vor allem um unnötige Konflikte mit Wildtieren zu vermeiden.

Stacheldraht – ein Relikt aus vergangenen Zeiten

Der Stacheldraht mit seinen messerscharfen Eisendornen wird den Ansprüchen an einen modernen Zaun nicht gerecht, da die Verletzungsgefahr insbesondere für Greifvögel und grössere Wildtiere wie Rehen, Gämsen  und Hirsche gross ist. Aber auch Weidetiere können sich am Stacheldraht schlimme Verletzungen zuziehen, wenn sie diesen Über- oder Unterqueren wollen oder wenn sie bei einer allfälligen Flucht in den Zaun rennen. Es gibt heute genügend tierfreundlichere, praxistaugliche Alternativen. Der Kanton Graubünden geht hier mit gutem Beispiel voran, dort ist der Stacheldraht in vielen Gemeinden seit Jahrzehnten verboten. Stacheldraht-Zäune gehören schweizweit verboten, bestehende möglichst sofort ersetzt oder zumindest im Winter abgelegt werden.

Jeder kennt sie, die messerscharfen Spitzen der Stacheldrähte.

Schon bei leichtem Hängenbleiben können sie schwere Risswunden verursachen. Auf Pferde, Lama- und Alpakaweiden sind Stacheldraht-Zäune seit September 2008 in der Schweiz endlich verboten – für andere Nutztiere hin- gegen dürfen sie weiter verwendet werden. Bei Kühen, Ziegen und Schafen nimmt das Bundesamt für Veterinär- wesen schlimme Verletzungen weiterhin in Kauf. Rennt ein Tier bei Auseinandersetzungen mit Artgenossen oder bei einer Fluchtreaktion in einen Stacheldraht sind blutige Kratzer, tiefe Risswunden oder auch Euterverletzungen die Folge.

Auch für Wildtiere stellen Stacheldrähte heimtückische und oft tödliche Fallen dar. Hirsche, Rehe, Gämsen auf der Flucht oder Greifvögel im Angriffsflug können mit den Zäunen kollidieren. Grosse Gefahr herrscht vor allem bei schlechter Sicht (Nebel, Dämmerung, Dunkelheit) oder aber im Winter, wenn die Zäune von Schnee bedeckt sind. Verletzungen an den messerscharfen Spitzen sind im geringsten Fall sehr schmerzhaft und enden im schlimmsten Fall tödlich. Es ist ein langes, qualvolles Sterben.

Stacheldraht ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, zu dem es heute kostengünstigere, sichere und für Nutz- und Wildtiere schonendere Zaunsysteme gibt.

Wild beim Wild fordert mit Nachdruck endlich sichere Zäune für Wild- und Weidetiere!

Quelle: STS Merkblatt: Sichere Weidezäune für Nutz- und Wildtiere

1 Kommentar

  1. Ich finde,es gehört verboten,dass man Tiere mit Strom-Zaun oder Stachel-Zaun unter Kontrolle haben will, ist traurig,dass man Leid der Tiere ( wenn sie sich in den Zäunen verfangen) einfach so in Kauf nimmt, war selbst Zeuge davon,wie ein elektrischer Schafs-Zaun zum Tod von einem erwachsenem Igel geworden ist,er musste wohl ganze Nacht an dem Zaun hängen, klar,dass er das nicht überlebt hat,will gar nicht dran denken,wie lange er leiden musste und welche Qualen er erleben musste,bis er tot war, warum sind da keine Vorschriften gegeben??? Jeder kann machen ,was er will ohne Rücksicht auf Verluste,einfach nur deprimierend.

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