Kunterbunt

Tiere im Zoo Kiew bekommen Antidepressiva

Um die Tiere vor Luftangriffen und Explosionen zu schützen, sind viele Vierbeiner in unterirdische Gänge umgesiedelt worden. Doch nicht für alle Tiere hat es einen Platz. Elefanten und Giraffen etwa sind dafür schlicht zu gross.
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Eine russische Rakete, die kürzlich auf Kiew abgefeuert wurde, schlug im Zoo der Stadt ein, durchtrennte Bäume und landete neben einem Gehege mit Geiern und einer Waschbärenfamilie.

Die ukrainische Luftabwehr schoss die Rakete zusammen mit 17 anderen ab. Der Direktor des Zoos, Kirill Trantin, befand sich zusammen mit etwa 20 anderen Mitarbeitern in einem Schutzraum einige hundert Meter entfernt, als sich der “aussergewöhnlich intensive” Angriff ereignete.

“Es war 2.50 Uhr morgens. Es war sehr laut und sehr hell. Wir hörten einen Knall. Es gab kein Feuer und glücklicherweise wurden weder Menschen noch Tiere verletzt”, sagte er dem Guardian. “Die Polizei kam und nahm einen Teil der Rakete mit, die abgeschossen wurde.” Auf die Frage, um welchen Typ es sich handelte, antwortete er: “Das ist geheim”.

Trantin sagte, die Trümmer seien bereits weggefegt worden und der Zoo habe wie üblich um 10 Uhr für Besucher geöffnet. Die Tiere wirkten nicht gestresst, würden aber in den nächsten Tagen beobachtet und gegebenenfalls mit Antidepressiva im Wasser versorgt, sagte er. In der Zwischenzeit würden sie zusätzliche Äpfel und Nüsse erhalten.

Er fügte hinzu: “Die Russen sind keine Menschen. Sie wollen uns bestrafen und uns Angst einjagen. Sie scheren sich einen Dreck um internationales Recht und Normen. Aber wir haben schon mehr als ein Jahr durchgehalten und werden nicht aufgeben. Zehn meiner Zoo-Kollegen kämpfen auf Seiten der ukrainischen Armee, darunter drei in Bakhmut”.

Der Zoo ist eine beliebte Kiewer Attraktion. Eine Mutter, Maryna, sagte, sie habe ihren 11-jährigen Sohn Serhii zu den Schimpansen gebracht, um ihm eine Freude zu machen. “Er wird heute 11 Jahre alt. Der Angriff von gestern Abend war schrecklich. Aber ich habe versprochen, mit ihm in den Zoo zu gehen, und ein Versprechen ist ein Versprechen.”

Der Zoo, der fast 4.000 Tiere und 200 Arten beherbergt, ist auch in Kriegszeiten eine beliebte Kiewer Attraktion geblieben.

Bereits zu Beginn des Ukraine-Krieges hatte der Zoo Kiew teilweise auf die Versorgung der Tiere mit Antidepressiva gesetzt. Die Tiere scheinen sich zudem an den Kriegszustand zu gewöhnen: Einige verlassen mittlerweile auf die Signale des Luftalarms hin von allein die Aussengehege und ziehen sich in die Innengehege zurück.