Viele Schweizer Hobby-Jäger gehen im Ausland auf Grosswildjagd und bringen das erlegte Tier als Trophäe zurück. Wenn es sich dabei um gemäss Washingtoner Artenschutzabkommen geschützte Tiere handelt, braucht es eine Bewilligung. Von 2010 bis 2018 erlaubte der Bund 423 solcher Einfuhren – auch umstrittene. Für die grüne Nationalrätin Meret Schneider ist die Trophäenjagd «ein Relikt aus der Vergangenheit».
«Es ist ein Zeichen von Dekadenz und Barbarei, bedrohte Tierarten zu jagen», so Schneider gegenüber der Rundschau des Schweizer Fernsehens am 19.8.2020.
Sie fordert mittels Vorstoss strengere Einfuhrregeln für Jagdtrophäen. «Die Jagd auf Grossraubtiere, aber auch auf Elefanten, müsste verboten werden», so Schneider.
Ein Leopard kostet über 50’000 Dollar
«Eine gut gemanagte und regulierte Trophäenjagd nützt dem Artenschutz», sagt hingegen Berufsjäger Stamm. Wer bei ihm einen Leoparden erlegt, zahlt dafür über 50’000 Dollar. 30 bis 40 Prozent davon flössen als Gebühren an den Staat: «Dieses Geld geht an die Behörde, die die Reservate in Tansania verwaltet und die Wilderei bekämpft», so Stamm. Ganz konkret zu seinem gepachteten Gebiet sagt der Safariunternehmer: «Ohne die Einnahmen aus der Jagd würde es zu mehr Wilderei und auch illegaler Abholzung kommen.» Damit wäre der Lebensraum der seltenen Tiere akut bedroht, so Stephan Stamm.
Meret Schneider: Keine Jagd mehr auf bedrohte Tierarten

Für die grüne Nationalrätin Schneider sind das «Entschuldigungen, um die Jagd zu rechtfertigen». Schneider sagt: «Es ist zynisch, zu behaupten, dass die Jagd dem Artenschutz diene». Sie ist überzeugt, dass sich Wildschutzgebiete mit Fototourismus oder Spenden nachhaltiger finanzieren liessen. Stamm widerspricht dieser Darstellung: Sein Gebiet in Tansania sei sehr dicht bewachsen und nicht geeignet für Fototourismus.
Aus einer wissenschaftlichen Studie über die Jagd auf Löwen in Tansania geht jedoch hervor, dass die legale Trophäenjagd – und nicht etwa Wilderei oder der Verlust von Lebensräumen – der Hauptfaktor für den deutlichen Rückgang der Wildtiere ist.
Trophäenjagd ist kein Artenschutz
Die immensen Summen, die Hobbyjäger für eine Jagdreise ausgeben, landen nicht bei der armen Bevölkerung oder bei einer Nationalparkverwaltung, sondern fast ausschliesslich in den Taschen der Reiseveranstalter und Jagdfarmbesitzer. Aus einer Wirtschaftsanalyse der Trophäenjagd in Afrika geht hervor, dass gerade einmal 3 Prozent der Einnahmen durch Trophäenjagden bei der lokalen Bevölkerung ankommen. Aus wirtschaftlicher Sicht spielt der Jagdtourismus in den meisten Ländern nur eine unbedeutende Rolle. In Namibia beispielsweise trägt die Trophäenjagd gerade einmal 0,27 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, der Naturtourismus hingegen 4,2 Prozent.