Tierrechte

Luzern: Flüchtlinge vor dem Terror

Die Natur jährlich aus Freude am Gott spielen zu beschiessen, ist keine nachhaltige Regulierung, sondern eine unfaire Anomalie sondergleichen.

Jetzt soll jeder dritte Hirsch massakriert werden, obwohl man einen höheren Bestand wünscht.

Im Kanton Luzern gab es im Jahr 2010 einen geschätzten Hirschbestand von 136 Einheiten. In den letzten vier Jahren ist die Zahl der Hirsche um rund 80 % auf 245 gestiegen. Weil sie anderen Tieren den Platz streitig machen, soll der Bestand temporär stark dezimiert werden, fabuliert Thomas Stirnimann, Abteilungsleiter Natur, Jagd und Fischerei Luzern kürzlich in der kantonalen Zeitung. Es spielt dabei keine Rolle, ob es Kälber sind – die nimmt man jetzt auch noch besonders gerne ins Visier. Geburten für den Abschuss. Viel Fleisch ist da nicht am Knochen.

Gleichzeitig wünscht sich Herr Stirnimann, dass der Bestand der Hirsche wächst – nur explodieren soll er nicht, dass dürfen nur die Flinten der Jäger, damit das klar ist. Der Rothirsch ist die grösste frei lebende Wildtierart in der Schweiz.

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Auch Rotwildbestände laufen schweizweit in Zeiten kantonalen Jagdfrevels leicht in Gefahr in ihren Strukturen und Verhalten zusammengeschossen und nicht mehr kontrollierbar zu werden. Tagesaktivität und Vertrautheit gilt es zu erhalten. Jagdruhe verhindert Waldschäden. Das Sozialverhalten des Rotwildes ist hoch entwickelt. Negatives Paradebeispiel ist der Kanton Graubünden, der immer neue tierquälerische Jagdmethoden implementieren muss. Aktuell sind in Chur 2 Volksinitiativen gegen die Schandtaten der Jäger in Bearbeitung. Die Abschussauswahl entgegen jeder Jagdethik und tierschützerischem Gedankengut einfach anzuheben, ist eine Symptombekämpfung, die vielleicht regional kurzfristig den Bestand senkt, jedoch das Problem in keinster Weise löst. Dezimierung ist keine Regulierung, sondern jagdliche Stimulation der Geburtenrate. Die sinnlose Jagd auf gesunde Füchse und die Zerstörung deren Sozialstrukturen dient ebenfalls nur dem Vergnügen der Ballermänner.

Nicht nur das Verhältnis Beutegreifer und Beutetiere ist besonders im Kanton Luzern völlig aus dem Ruder. Ein einziger Wolf (M20) soll sich dort gelegentlich seit 2009 aufhalten und weniger als 15 Luchse. Da haben es die Rehe schon besser. Seit 40 Jahren liegt deren Bestand bei rund 7’000. Auch in diesem Kanton ist praktisch das ganze Jahr über Jagdzeit auf irgend eine Wildtierart. Jeder Jagdausflug der über 2’000 Jagdausübenden ist eine massive Störung und Belastung für die gesamte Tierpopulation sowie Bevölkerung.

Die Forderung der Tierschutzverbände nach einem seriösen Wildtiermanagement entspricht dem Zeitgeist

Die Jagd hat eine zu lange Tradition der Misshandlung und Schädigung unsere Heimatkultur. Die JägerInnen engagieren sich in vielfältiger Weise für die Tierquälerei und Störungen in der Natur. Sie stellen immer wieder sicher, dass die Artenvielfalt beim Wild gemindert und unnatürliche Populationen erreicht werden. Die Jagdstatistiken sprechen eine deutliche Sprache. Mehr Jagddruck bedeutet nicht weniger Wild bei Hirsch, Reh, Fuchs, Wildschwein und Co, sondern mehr Geburten.

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Man sollte den Wildtieren, welche oftmals auch durch den Entzug des Lebensraumes in Bedrängnis sind, nicht noch zusätzlich durch die Hobby-Jäger unnötigen Stress und Leid aufbürden. Die Natur und unser Lebensraum sollte nicht anhand fadenscheiniger Argumente einfach bekriegt, verschandelt und konsumiert werden. Wildtiere sind keine Ressourcen für Tierversuche in Zeiten des Wohlstandes sondern Lebewesen, die es auch zu respektieren gilt.

Hirsche tragen zur Verjüngung des Waldes und zur Artenvielfalt bei. Auf Wildwechseln wachsen nämlich um ein Vielfaches mehr Baum-Keimlinge. Dies ist das Ergebnis zweier Studien der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, die beide im Nationalpark Schweiz durchgeführt wurden. Wenn Hirsche und Rehe überhaupt Schäden in den Wäldern verursachen, dann weil sie die kantonalen Behörden mit ihrem leidigen Jagddruck dort parkieren. Diese Behörden hauptsächlich die Verursacher von Schäden sind, dies sollten die Verantwortlichen auch mal ehrlich der Bevölkerung kommunizieren. Rehe und Hirsche sind normalerweise tagesaktive Weidetiere wie Schafe und Ziegen und wenn diese Wildtiere Nahrung zu sich nehmen, sind das keine Schäde

Nicht die Wildtiere machen den Lebensraum der Tiere streitig, sondern die Nutztiere und Menschen. In Luzern gibt es mehr Schweine als Einwohner (auf 390’000 Personen kommen über 400’000 Schweine).  Wildschweine haben paradoxer Weise im Kanton Luzern einen schweren Stand. Abgeschossen wurden 2014 deren 6, obwohl die gesunden Tiere keine Schäden verursacht haben.

Das gesunde Verhältnis der Biomasse ist aus dem Gleichgewicht

Pferde

 

2’967

Rindvieh

 

149’606

Schweine

 

413’967

Schafe

 

17’443

Ziegen

 

4’630

Hühner

 

1’089’284

Hirsche

 

245

Rehe

 

7’945

Gämse

 

1’557

Wolf

 

1

Luchse

 

15

Wildschweine

 

25

So ist die Biomasse dieser exzessiven Nutztiere im Jahr 2013 in Luzern bei einem Wert von 79.5 % ( 1’677’897). Dazu kommt die Bevölkerung mit 20 % (390’000). Dem gegenüber steht die Biomasse der Wildtiere mit nur 0.5 % (9’788). Das bedeutet, der Mensch und seine meist unter tierquälerischen Umständen gezüchteten Nutztiere stehen gegenüber den Wildtieren im Verhältnis 99.5 % zu 0.5 %! Eine Unverhältnismässigkeit sondergleichen die uns zu denken geben sollte. Das sind die wirklichen Schäden, nicht die äsenden Wildtiere. Eine rein pflanzliche Ernährung der Menschen würde für diese Tiere wie eine Erlösung sein und die ungesunden Verhältnisse bereinigen.

Die heutige „Jagd“ verdient den Begriff Jagd schon lange nicht mehr. Treffender wäre Ökoterrorismus, Manipulatorium, Snipertum und Triebtätigkeit.

Den Tier- und Naturschützern sowie der Politik ist es immer mehr ein grosses Anliegen, die Hobby-Jäger für ihre Leistungen zum Unwohlsein der Wildtiere und die Störungen seiner Lebensräume zu kritisieren. In ganz Europa erkennen immer mehr Menschen, dass die Jagd eine Unkultur und Tierquälerei ist. In vielen Länder sind Jagdverbote, Jagdeinschränkungen, Jagdabschaffungen usw. in Entwicklung oder schon umgesetzt.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

1 Kommentar

  1. Elke Bongers Antwort

    Für „normale“ Menschen ist es unerklärlich, warum das Töten von Tieren für Jäger so wichtig ist, dass die Jagdszene zum Horror mutiert. Nicht genug, dass einheimische Tiere abgeschossen werden um sich Trophäen an die Wand zu hängen, oder Füchse, Krähen nur zum Spaß abknallt werden. Nein, wer richtig durchgeknallt ist bereist auch Afrika um endlich auch Löwen, Elefanten usw. erschießen zu können. Wer das nötig hat dürfte keine Waffen in die Hand bekommen! Es sind tickende Zeitbomben!

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