Hessische Stadt nimmt Vorbildfunktion ein: Als erste Kommune in Deutschland vergibt Rodgau künftig keine städtischen Flächen mehr an Zirkusse oder Veranstalter, die Tiere jedweder Art zur Schau stellen.
Im Dezember hatte die Stadtverordnetenversammlung dahingehend einem Antrag der Fraktion der Tierschutzpartei mehrheitlich zugestimmt. PETA bedankte sich nun in einem Schreiben an Bürgermeister Jürgen Hoffmann und die Fraktionen der Kommunalvertretung für diese zukunftsweisende und tierfreundliche Entscheidung. Denn auch domestizierte Tiere wie Pferde, Alpakas oder Ziegen leiden unter den viel zu kleinen Käfigen und Gehegen, den ständigen Transporten und den unnatürlichen Tricks, zu denen sie bei grellem Scheinwerferlicht und lauter Musik gezwungen werden. Die Tierrechtsorganisation hofft, dass weitere Städte und Gemeinden diesem Beispiel folgen, und setzt sich auch auf Bundesebene mit einer Petition für eine Regelung ein, die alle Tierarten einschließt.
Mit dieser wegweisenden Entscheidung macht Rodgau den Weg frei für eine Gesellschaft, in der die Bedürfnisse von Tieren geachtet und diese nicht länger zur Unterhaltung zahlender Besucher eingesperrt werden und unfreiwillig als Zirkusclowns herhalten müssen. Ein bundesweites Verbot zumindest von Wildtieren ist schon lange überfällig. Letztlich müssen alle Tierdressuren untersagt werden, um das Tierleid in Manege und Zirkuswagen zu beenden.
Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
Mangelhafte Tierhaltung im Zirkus
Eine artgerechte Unterbringung von Tieren in Zirkussen ist systembedingt nicht möglich. 2016 forderte der Bundesrat, Wildtiere wie Elefanten, Giraffen und Flusspferde im Zirkus zu verbieten. In seinem Entschliessungsantrag begründete er, dass diese Tierarten, unabhängig vom jeweiligen Zirkusunternehmen, erheblichem Leid ausgesetzt sind. Auch bei Betrieben, die keine Wildtiere mitführen, kommt es häufig zu Tierschutzverstössen. Immer wieder muss PETA die Veterinärämter auffordern, die geltenden Richtlinien auch dort durchzusetzen. Die Tierrechtsorganisation fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus. Denn die Unterbringung in kleinen Gehegen und eine oftmals mangelhafte Versorgung, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen auch bei Tieren wie Kamelen, Pferden oder Ponys zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod. Deutschland sollte in dieser Hinsicht dem Beispiel anderer Staaten folgen: So haben Griechenland, Malta und Zypern die Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben bereits komplett verboten. Einer repräsentativen Meinungsumfrage zufolge vertritt mit 62 Prozent auch die Mehrheit der Deutschen die Auffassung, dass Tiere überhaupt nicht in mobilen Zirkusbetrieben gehalten und vorgeführt werden dürfen.
Zukunft ohne Tierdressuren
Erfolgreiche Zirkusgrössen beweisen, dass tierfreie Shows die Zuschauerinnen und Zuschauer begeistern: Circus Roncalli beispielsweise verabschiedete sich schon in den 1990er Jahren von Wildtierdressuren, nahm 2018 auch die Pferde aus dem Programm und ist nun gänzlich tierfrei. Das Unternehmen erfährt für dieses Konzept und die zukunftsweisende Hologrammtechnologie weltweit Zuspruch.
4 Kommentare
Ich halte von dem X-ten Verbot gar nichts.
Wer kommt dann für den Unterhalt der Tiere auf – werden diese dann getötet?
Wer zahlt den Schauspielern den Lebensunterhalt – vllt die Gemeinde, die das verbietet, dann das Hartz IV.
Absolut einverstanden, artgerechte Haltung vorzuschreiben und die Zirkusse solange zu subentionieren, bis die Tiere verstorben sind.
Wenn gedemütigte, gequälte Tiere zum Vergnügen von gedankenlosen , dummen Zuschauern sinnlose Mätzchen machen müssen, ist das Tierquälerei. Moderner Zirkus muss Tierfrei sein.
Bravo !!
Tiere haben für mich im Zirkus nichts zu suchen. Diese Tierquälerei muss endlich ein Ende haben!