Jagd

Tierschutzproblem: Wildtiere verenden qualvoll wegen Hobby-Jäger

Wegen Hobby-Jäger leiden unzählige Wildtiere in unseren Wäldern aufgrund ungenauer Schussabgabe.
Pinterest LinkedIn Tumblr

Die IG Wild beim Wild weist darauf hin, dass der Irrglaube besteht, dass der Verzehr von Wildtieren humaner sei als der Konsum von Fleisch aus Massentierhaltung, da viele Tiere nach dem Beschuss längeres Leid erfahren. Hobby-Jäger (ausser der Vivisektion) fügen Tieren am meisten Qualen und Missbrauch zu, besonders durch die Art des Tötens. Ein Leben in Angst und Schrecken vor Hobby-Jäger ist womöglich auch nicht schöner, als jenes beim Bauer.

Die Weidetiere Rehe sind dämmerungs- und nachtaktiv geworden, weil sie durch die Hobby-Jäger dazu gedrängt wurden. Rehe bewegen sich nicht mehr, wie einst, über offene Felder, weil sie dort leichter erschossen werden können. So verbleiben Rehe lieber im Schutz des Waldes und beschaffen sich das Futter dort (Knospenverbiss). Das Schalenwild insgesamt hat aufgrund der jagdlichen Aktivitäten der Hobby-Jäger sein Verhalten geändert und auch seinen eigentlichen Lebensraum “erweitert”. Das Wildschwein, eigentlich Waldbewohner “wütet” auf Wiesen und Feldern, das Rotwild, eigentlich Bewohner der offenen und halboffenen Landschaft, zieht sich in den Wald zurück, das Reh lebt eigentlich bevorzugt am Waldrand und irrt nun regelrecht hin und her.

Die Jagd wird oft als eine Möglichkeit angesehen, Wildfleisch von Tieren zu erhalten, die in ihrer natürlichen Umgebung gelebt haben. Das romantisierte Bild des Hobby-Jägers als Naturbewahrer und nachhaltiger Nahrungslieferant wird jedoch durch die Realität des Todes und des Tierleids stark getrübt. Während einige Hobby-Jäger ihre Fähigkeiten perfektioniert haben und in der Lage sind, Tiere schnell und schmerzlos zu töten, gibt es viele Fälle von Fehlschüssen und unzureichender Ausbildung.

Wenn die Hobby-Jagd nicht ordnungsgemäss durchgeführt wird, kann es zu grossem Tierleid kommen. Auch ein gut platzierter Schuss bedeutet nicht zwangsläufig einen sofortigen Tod für das Wildtier. Oftmals wird das Tier zunächst verletzt und flieht in den Wald. Es kann Stunden oder sogar Tage dauern, bis das Tier schliesslich stirbt oder von einem Nachsucheführer erlöst wird.

Wie unlängst bekannt ist, wird jeder zehnte Hirsch im Kanton Graubünden nur angeschossen statt erlegt, laut einer statistischen Erhebung im Jahr 2016. In dem Kanton, wo die Jagdausbildung laut dem Jagdverband gesamtschweizerisch am besten sei.

Was hat sich seither geändert? Nichts!

Eine gesamtschweizerische Statistik über Nachsuchen auf verletzte Wildtiere gibt es nicht. Graubünden ist einer der wenigen Kantone, die über das Nachsuchen Buch führen. Weitere Kantone sollen Appenzell Ausserhoden, Freiburg, Glarus, Nidwalden, Tessin, Uri und Waadt sein.

Erfahrungen zeigen also, dass ein zweistelliger Prozentsatz der beschossenen Tiere nicht sofort tot sind. Dies mag auf den ersten Blick nach einer relativ kleinen Zahl erscheinen, doch wenn man bedenkt, dass jedes Jahr zum Beispiel rund 40’000 Rehe in der Schweiz getötet werden, bedeutet dies immer noch qualvolles Leiden für rund 4’000 Tiere dieser Art. Und das sind nur die offiziell erfassten Zahlen.

Ähnliche Untersuchungsergebnisse legte die Tierärztliche Hochschule Hannover vor. Bei Bewegungsjagden auf Wildschwein und Reh in Hessen wurden weniger als ein Drittel der beschossenen Tiere tödlich getroffen. Mehr als zwei Dritteln der bejagten Tiere wurde beispielsweise der Kiefer weggeschossen, die Beine zersplittert, sie erlitten Bauchschüsse und schwere Rückenmarksverletzungen oder sonstige brutalste Verwundungen.

Waidgerecht ist das nicht. Und tierschutzkonform schon gar nicht. „Niemand“, so steht es im Tierschutzgesetz:

Niemand darf ungerechtfertigt einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen, es in Angst versetzen oder in anderer Weise seine Würde missachten. Das Misshandeln, Vernachlässigen oder unnötige Überanstrengen von Tieren ist verboten.

Tierschutzgesetz

Die heutige Hobby-Jagd ist im Grunde schlichtweg durch und durch kriminell. Nur ist unser Rechtssystem noch nicht so weit, dies im Strafrecht zu berücksichtigen.

Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Hobby-Jäger, die ein Tier nicht richtig treffen, einen Nachsucheführer rufen, schon gar nicht, wenn es sich dabei um Fuchs, Dachs und Co. handelt. Kein Hobby-Jäger möchte als Versager dastehen. Und die Hobby-Jagd geniesst in weiten Teilen der Öffentlichkeit ohnehin keinen guten Ruf. Und selbst wenn sie es tun, ist nicht jede Nachsuche erfolgreich. Es gibt keine verlässlichen Daten darüber, wie viele Tiere tatsächlich in den Wäldern verenden, ohne dass ihr Leiden dokumentiert wird. Insbesondere zum Beispiel bei den Füchsen, wo jährlich über 20’000 grundlos von militanten Hobby-Jägern in der Schweiz abgeschossen werden oder Baummarder und Singvögel wie Eichelhäher, laut Jagdstatistik.

Tierschützer fordern daher immer wieder einen ordentlichen Nachweis der Treffsicherheit der Hobby-Jäger. Der jährliche Leistungstest als Zugangsvoraussetzung zu Jagden kann dabei helfen, die Fähigkeiten der Hobby-Jäger zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, die Tiere schnell und schmerzlos zu erlegen. Dies kann das Tierleid reduzieren. Allerdings, braucht es viel strengere Regeln, ähnlich wie bei der Fahrprüfung. Heute kann der Hobby-Jäger das idiotensichere Schiessprogramm der jagdlichen Schiesspflicht beliebig wiederholen, bis er besteht. Und doch taugt der Treffsicherheitsnachweis in der Praxis auf der Jagd offensichtlich wenig. Die wenigsten Hobby-Jäger üben das Jahr hindurch regelmässig das Schiessen in einer Schiessanlage.

Aus dem Hobby-Jäger befreiten Kanton Genf weiss man, dass Wildhüter die viel besseren Schützen sind.

Es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten, sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Lebewesen einzusetzen. Das Wildtiermanagement muss, wie im Kanton Genf, mit ausreichender Fachkenntnis, Training und Achtung vor dem Tierleben ausgeübt werden.

Es ist an der Zeit, die unnötige Tierquälerei im Unterholz zu beenden und sicherzustellen, dass das Wildtiermanagement tiergerecht und tierschutzkonform ausgeübt wird.

Die Diskussion über Ethik in der Gesellschaft ist unerlässlich, um einen Konsens darüber zu erreichen, wie wir mit Tieren umgehen sollten. Es ist wichtig zu bedenken, dass die Jagd nicht die einzige Möglichkeit ist. Es gibt wissenschaftliche Studien und Fallbeispiele, die den Unsinn der Bejagung auf viele Tierarten durch den Hobby-Jäger klar dokumentieren oder die Geburtenkontrolle.

Zusätzlich zur strengen Treffsicherheit sollten auch andere Aspekte im Jagdunwesen beachtet werden, um das Tierleid zu minimieren. Eine wissenschaftliche Ausbildung der Hobby-Jäger ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie Fähigkeiten und Kenntnisse haben. Obligatorische Fortbildungskurse für Hobby-Jäger sind das Gebot der Stunde und einen umfassenden psychologischen Wesenstest alle paar Jahre.

Die Auswirkungen der Hobby-Jagd auf die Umwelt sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Hobby-Jagd nicht zu einer Überjagung führt, die das Gleichgewicht der Ökosysteme stört, so wie wir es heute beobachten können. Die Zusammenarbeit zwischen Wildhütern, Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Hobby-Jagd im Einklang mit den Zielen des Natur- und Tierschutzes steht.

Die Hobby-Jagd bedeutet nicht weniger Wildtiere, sondern mehr Geburten. Durch die vielen Verluste von Jungtieren produzieren die Tiere mehr Nachwuchs.

Was viele nicht wissen, ist, dass Schweizer Hobby-Jäger jedes Jahr über 10’000 Rehkitze abschiessen. Rehe haben auf Bundesebene nur eine Minimalschonzeit vom 1.2.-30.4. Der gleiche Hobby-Jäger, der am Morgen ein Rehkitz vor dem Mähtod rettet, kann am selben Abend ein Rehkitz abschiessen. Viele Hobby-Jäger tun dies, auch wegen des zarten Fleisches wegen, laut einem Aufruf von Tarzisius Caviezel im Bündner Jägermagazin. Rehkitze sind leichter zu schiessen und bei Hobby-Jägern beliebter, als ältere Tiere.

Die öffentliche Meinung zu Jagd und Tierschutz hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Immer mehr Menschen setzen sich für eine respektvolle und tierschutzgerechte Behandlung von Tieren ein. Die Einhaltung ethischer Standards und der Schutz des Tierwohls am lebenden Tier sollten daher für alle Hobby-Jäger oberste Priorität haben.

Des Weiteren sollte auch das Bewusstsein für die Verantwortung, die mit der Jagd einhergeht, gestärkt werden. Hobby-Jäger sollten sich viel mehr bewusst sein, dass sie das Leben von Tieren in ihren Händen halten und dass ihr Tun grosses Tierleid verursacht. Wildtiere leben auch in Sozialverbänden und können durch den Jagddruck krank werden.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Naturschutzverbände und staatlichen Behörden. Sie sollten eine viel strengere Kontrolle und Überwachung der Jagdaktivitäten durchführen, um sicherzustellen, dass die Gesetze und Bestimmungen zum Tier- und Naturschutz eingehalten werden. Spassjagden auf Tierarten ist Unkultur.

Zudem könnten technologische Lösungen wie verbesserte Zielhilfen und Schalldämpfer dabei helfen, die Treffgenauigkeit zu erhöhen und den Lärmpegel beim Schuss zu reduzieren. Bei jedem Schuss wird das ganze Biotop gestört, was insbesondere im Winter ein grosses Problem ist. Dadurch würde nicht nur das Tierleid verringert, sondern auch die Sicherheit für andere Waldbesucher und Anwohner verbessert werden.

Es ist auch wichtig, das Bewusstsein der Gesellschaft für diese Problematik zu schärfen. Die Menschen sollten informiert und sensibilisiert werden, dass die Hobby-Jagd nicht so romantisch und idyllisch ist, wie sie oft dargestellt wird. Sie sollten verstehen, dass ungenaue Schüsse und Tierleid keine Seltenheit sind und dass es dringend Massnahmen braucht, um dies zu minimieren.

Die Jagdbranche selbst könnte einen Teil zur Lösung beitragen, indem sie sich offener für Kritik und Verbesserungsvorschläge zeigt. Statt die Augen vor den Problemen zu verschliessen, sollten Hobby-Jäger und Jagdverbände zusammenarbeiten, um die vielen schäbigen Jagdpraktiken abzuschaffen und das Tierwohl und Respekt vor dem Lebewesen in den Vordergrund stellen.

Sie können mit Barmherzigkeit allen Tieren und unserem Planeten helfen. Wählen Sie Mitgefühl auf Ihrem Teller und in Ihrem Glas. Go Vegan.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

4 Kommentare

  1. Ja bei uns in der ach sooooo tollen Schweiz ist es nicht anders.hat ein Fuchs die Råude sieht katastrophal und abgemagert aus und ich meldete dies den Jågern hiess es ach der stirbt dann sowiso. Wenn ich eine ūberfahrene Katze in den Tierkadavercontainer lege liegen da aber wunderschöne Fūchse mit buschigem Schwanz leider voll Schrotkugeln am Arsch bevor sie richtig getötet wurden. Und der Wanderschåfer als er mit seinen Schafen am Waldrand ūbernachten wollte hat etliche Schafe verloren weil ein sooo toller Jåger dachte es seien Wildschweine..4 mussten dann noch notgeschlachtet werden im nachhinein.obwohl es in den Medien kam wurde schlussendlich alles mit Geld geregelt…..Oder wenn die Jåger Ponis und Lama auf der Weide abknallen in der Meinung es seien Rehe???zum kotzen

  2. Günter Wunderle Antwort

    Ich hab sie schon als kleiner Bub nicht gemocht. Sie sind eine elitäre, arrogante, mordlüsterne Bande, und dabei schlimmer aber ineffizienter als der Wolf. Der versteht sein Handwerk wenigstens.

  3. Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Wenn man Kommentare von Zeitungen wie zb «pirsch» liest, zweifefelt man leider an den ethischen Motiven der meisten Jäger. Nochmal: leider mfg r bauer

Einen Kommentar schreiben