Unkultur

“Feminist” und “Nigerianer” starben nicht umsonst

Beim Stierkampf in Gijón wurden Stiere mit den Namen »Feminist« und »Nigerianer« getötet. Die Bürgermeisterin sieht darin einen Verstoss gegen die Menschenrechte.
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Gijón ist eine grosse Küstenstadt im Norden Spaniens.

Sie ist bekannt für ihre Seefahrtvergangenheit und das alte Fischerviertel Cimadevilla. Die Bürgermeisterin Ana González Rodríguez hat nun überraschend angekündigt, dass der Stadtrat die Konzession für die Stierkampfarena von El Bibio nicht verlängern wird. Diese Entscheidung bedeutet, dass keine Stierkämpfe mehr stattfinden.

Weil bei einem Stierkampf in Gijón zwei Stiere mit den Namen »Feminist« und »Nigerianer« getötet wurden, sieht die Bürgermeisterin »mehrere Grenzen überschritten« – und hat das Ende der traditionsreichen »Corridas« in der Stadt bekannt gegeben. Die Veranstaltung sei für »ideologische« Ziele benutzt worden und habe gegen die Menschenrechte verstossen, sagte Ana González Rodríguez laut einer Mitteilung ihrer Partei PSOE.

Der Stadtrat erklärte, dass diese Entscheidung den Forderungen eines grossen Teils der Öffentlichkeit entspricht, der in der Vergangenheit gegen die Veranstaltung von Stierkämpfen demonstriert hat.

González betonte, dass Gijón eine Stadt ist, die an die Gleichheit von Männern und Frauen sowie an die Integration aller Menschen glaubt, egal wo sie geboren sind. “So etwas darf nicht zugelassen werden“, betont sie.

Die grösste Oppositionsfraktion im spanischen Nationalparlament in Madrid, die konservative Volkspartei PP, kündigte gerichtliche Schritte und eine Unterschriftensammlung gegen die kommunale Massnahme an. Das Verbot stelle eine »ideologische Bevormundung« und »eine Einschränkung der Freiheit der Bürger von Gijón« dar, hiess es.

Stierkämpfer spricht von einer »Schande«

Auch die Zeitung »El Mundo« kritisierte González Rodríguez scharf: Ihr »inakzeptabler Übergriff« werde Gijón grossen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Schaden zufügen, hiess es in einem Leitartikel. Der berühmte Stierkämpfer El Juli kritisierte die Massnahme vom 19.8.2021 als »absurd« und »eine Schande«. »Lasst den Stierkampf in Ruhe! Verwickelt ihn nicht in politische und ideologische Angelegenheiten«, sagte der 38-Jährige bei Instagram. Politiker:innen des linken Spektrums lobten dagegen den Vorstoss der 58-Jährigen.

Inwieweit man Stierkämpfe in Spanien untersagen oder beschränken kann, ist umstritten – auch wenn die Corridas vor allem unter den Jüngeren immer mehr an Attraktivität verlieren. Nachdem Dutzende Gemeinden und Regionen im ganzen Land Verbote verabschiedet hatten, urteilte das Verfassungsgericht in Madrid 2016, dass nur der Staat über eine Abschaffung solcher Veranstaltungen entscheiden könne – weil der Stierkampf 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei.