Unkultur

«Jagd-Süchtige» erhalten Wildschweingatter im Kanton Zürich

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Jagdhunde sind für Hobby-Jäger angeblich nötig, um den Wildschweinbestand zu regulieren. Doch die Hunde müssen erst lernen, wie sie sich gegenüber den wehrhaften Tieren verhalten. In Elgg ZH wird dafür nun ein «Schwarzwildgewöhnungsgatter» gebaut. Gegen diese Übungsanlage hatten sich Tierschützer lange gewehrt, weil zum Beispiel professionelle Wildhüter, wie im Kanton Genf, auf diese Tierquälereien verzichten können.

Tierschützer wehrten sich vehement gegen den Bau (Wild beim Wild informierte). Sie wollten die Übungsanlage verhindern, weil sie die Treibjagd auf Wildschweine ablehnen. Eine solche Anlage sei zudem unnötig. Der Kanton Zürich will das Projekt nun aber dennoch realisieren. Zum Schutz vor gegenseitigen Verletzungen müssten die Hunde an die Schwarzkittel gewöhnt werden und den nötigen Respekt lernen bei den Tierkämpfen, die unter anderem gegen das Tierschutzgesetz verstossen.

Die minderwertige, eidgenössische Jagdverordnung verpflichtet die Kantone, für eine entsprechende Ausbildung und Prüfung der Hunde zu sorgen, für deren Tierqualhobby. Eine entsprechende Anlage fehlte bislang in der Schweiz. Nun soll sie in einem Wald von Elgg bei Winterthur gebaut werden. Alles was tierschutzwidrig ist, ist jagdgerecht. Hobby-Jäger erhalten in der Schweiz übrigens Jahr für Jahr tausende Anzeigen und Bussen, weil sie gegen Gesetze verstossen. Im Kanton Graubünden allein sind es jedes Jahr über 1’000! Mitglieder und Hobby-Jäger vom Verband JagdSchweiz sind über die kantonalen Verbände somit jährlich in tausende Gesetzesverstösse, wie Waffenschmuggel, Wilderei, Verstoss gegen das Jagdgesetz, Umweltgesetz usw. verwickelt. 

Aktuell sind auch Strafanzeigen gegen den Verein Jagd Zürich und die Jagd- & Fischereiverwaltung Kanton Zürich hängig, wegen skandalösen Umweltverschmutzungen in einem bundesrechtlich geschütztem Naturschutzgebiet.

Der Baudirektor und Hobby-Jäger Markus Kägi und Amtsleiter Urs Philipp haben in den letzten Jahren viel Zeit und Energie (Steuergelder) darauf verwendet, den Kanton Zürich zum Tummelplatz für Jägerinnen und Jäger aus nah und fern zu machen.

Wildschweine aus Tierparks

Die Investitionskosten für das «Schwarzwildgewöhnungsgatter» betragen rund 200’000 Franken, welches Steuerzahler berappen. Für den kommenden Winter sind die Arbeiten an den Umzäunungen geplant. Im Frühling ziehen dann die Wildschweine ein. Diese stammen ausschliesslich aus Tierparks. Die Anlage soll schrittweise im Sommer 2019 in Betrieb gehen.

Die Ausbildung der Hunde übernimmt eine «Fachperson». Die Gewöhnung erfolgt in mehreren Phasen und richtet sich nach Temperament, Wesen und Ausbildungsstand des Hundes. So soll gewährleistet werden, dass die Ausbildung weder für die Hunde noch für die Wildschweine zu unzumutbaren Stresssituationen führt.

Wildschweine richten Schäden an

Der Bestand an Wildschweinen hat in den vergangenen Jahren im Mittelland weiter zugenommen, trotz dem Jägerlatein der Hobby-Jäger. Die Tiere richten immer grössere Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und immer mehr auch innerhalb von Wohnsiedlungen an.

Für die Jagd brauchen die in der Milizjagd eingebundenen Amateure nun Jagdhunden, die das Schwarzwild im dichten Unterholz aufstöbern, um noch mehr Tierquälerei und Chaos zu produzieren.

Da ist der Kanton Genf mit seinem modernen Wildtiermanagement mit Wildhütern Jahrzehnte voraus. Dort braucht es keine Treib- und Drückjagden mit bellenden Jagdhunden, obwohl immer sehr viele Wildtiere aus den umliegenden Gebieten in den Kanton Genf flüchten und bleiben, wenn in Frankreich oder Kanton Waadt Treibjagden analog zum Kanton Zürich praktiziert werden. Die Bevölkerung von Genf, würde mit Sicherheit ein Wildschweingatter im Kanton niemals gutheissen.

Wildschweingatter in Schleswig-Holstein
Wildschweingatter in Schleswig-Holstein

Aus Erfahrungen in Deutschland (in Deutschland gibt es über das ganze Land verteilt mind. 19 Gatter) weiss man zudem, dass auch mit Wildschweingatter, weder die landwirtschaftlichen „Schäden“ noch die Population der Wildschweine im gewünschten Masse nachhaltig reduziert werden können. Bis heute gibt es denn auch keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass mittels Bejagung der Wildschweine durch Hunde das Ziel der „Regulierung“ (besser) erreicht werden könnte – auch wenn dies von Jagdverbänden und Behörden immer wieder gerne behauptet wird! Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, Wildschweine gezielt mit abnorm verhaltenden Hunden, deren Verhalten durch die Ausbildung noch gefördert wird, zu jagen.

Aus Tierschutzgründen ist die Arbeit im Schwarzwildgatter und Schliefenanlagen klar abzulehnen. Es handelt sich um eine Ausbildungsmethode an lebenden handzahmen Tieren, die der Wildbahn oder Zoos entnommen, ihr Leben in einem Gatter fristen und nach Gebrauch oder Untauglichkeit getötet werden.

Tiere in derartigen Anlagen erleben bei jedem Training auf’s neue Todesangst und Stress. Was man unter „artgerechter Betreuung und Tierschutz“ in diesem Zusammenhang versteht, mag man sich gar nicht erst vorstellen. Nebst dem Risiko, durch ein sich stellendes Schwein verletzt zu werden, besteht bei Wildschweinjagden und Trainings im Schwarzwildgatter auch eine nicht unbeträchtliche Gefahr, dass sich Hunde dabei mit dem tödlichen Virus der Aujetzky-Krankheit (Pseudo-Wut) infizieren! 2016 gab es in Deutschland neue Fälle dieser Epidemie. Wildschweingatter ziehen Ärger und Probleme an.

Jagdschweiz

Die Praxis hat gezeigt, dass es immer wieder zu schwersten Verletzungen von Tieren bei der Arbeit im Gatter – analog zu den Schliefenanlagen mit den Füchsen – kommt oder spätestens auf der Jagd.

Der  Zürcher Tierschutz lehnt die Anlage ab, weil es 1. Stress und Verletzungsgefahr für Wildschweine und Hunde bedeutet, und 2. weil der Tierschutz grundsätzlich den Ansatz solcher Anlagen falsch findet: Der Tierschutz ist überzeugt, dass Bewegungs-/Treibjagden durch die vielen Fehlschüsse deutlich mehr Tierleid verursachen als gezielte Abschüsse durch Ansitzjagd, 3. solche Anlagen im nahen Ausland zur Verfügung stehen.

Das Wildschwein-Guantanamo ist die beste Möglichkeit, den Ruf der Gemeinde Elgg zu ruinieren. Als gutes Lernbeispiel dient zum Beispiel die Gemeinde Hefenhofen im Kanton Thurgau. Wenn man den Namen Hefenhofen heute hört, denkt man unweigerlich an Tierquälerei, Versagen der Gemeinde, Kanton und Verterinäramt. Die Taten der Hobby-Jäger im Gatter und spätestens auf der Jagd, widersprechen diametral den schweizerischen Tierschutzgesetzen unter anderem Art. 26 und Art. 4.

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