Der Landwirt begann mit der Arbeit, obwohl Spazierende ihm sagten, dass sich ein Kitz auf der Wiese befindet.
Das Jungtier wurde überfahren, verstümmelt und starb infolge der schweren Verletzungen. Die Tierrechtsorganisation PETA hat nun bei der Staatsanwaltschaft Ansbach Strafanzeige gegen den Verantwortlichen erstattet. Der Vorwurf: Verdacht des Verstosses gegen das Tierschutzgesetz sowie gegen das Naturschutzgesetz und das Strafgesetzbuch.
Immer wieder werden Tierkinder, die nicht schnell genug fliehen können, von den scharfen Klingen der Mähmaschine aufgeschlitzt, verstümmelt oder regelrecht zerhackt. Es ist schockierend, dass der Landwirt mit der Mahd begonnen hat, obwohl er wusste, dass sich ein Rehkitz auf der Wiese befindet. Er hat somit nicht nur die notwendigen Schutzmaßnahmen vor und während der Mäharbeit unterlassen, sondern den Tod des Kitz wissentlich in Kauf genommen.
Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA
Unterlassen von Schutzmaßnahmen ist strafbar
PETA zeigte in der Vergangenheit wiederholt Landwirte und Landwirtinnen in ähnlichen Fällen an. Rechtskräftige Verurteilungen – unter anderem des Landgerichts Offenburg, der Amtsgerichte Göttingen, Euskirchen, Celle und Forchheim – bestätigen, dass das Unterlassen entsprechender Schutzmaßnahmen strafbar ist. Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, ein Wirbeltier ohne „vernünftigen Grund“ zu töten oder ihm länger anhaltende erhebliche Schmerzen oder Leiden zuzufügen. Ebenso legt das Naturschutzgesetz fest, dass wildlebende Tiere nicht mutwillig beunruhigt oder ohne „vernünftigen Grund“ verletzt oder getötet werden dürfen.
Messer der Landwirtschaftsmaschinerie töten und verletzen jährlich etwa 100.000 Rehe
In Deutschland werden jährlich etwa 100.000 Rehe bei Mäharbeiten schwer verletzt oder getötet. Der „Drückinstinkt“ der Jungtiere führt dazu, dass Rehkitze bei drohender Gefahr meist bewegungslos auf dem Boden verharren und auf ihre Tarnung vertrauen, statt zu fliehen. Tiergerechte Vergrämungsmaßnahmen, wie flatternde Bänder oder Duftzäune, schrecken Rehmütter auf, die anschließend ein besseres Versteck für ihren Nachwuchs suchen. Zudem besteht die Möglichkeit, die Weide im Vorfeld zu begehen oder moderne Infrarotsensoren – sogenannte Wildretter – zu nutzen, um die Felder abzusuchen.