Ein Fischer stiess am 7.3.2016 am Ufer der Rhone westlich von Raron auf einen Tierkadaver.
In der Folge setzte er den zuständigen Wildhüter über seinen Fund ins Bild.
Beim aufgefundenen Tier handelt es sich um einen männlichen Wolf von 34,5 Kilogramm. Das Tier war den Behörden bekannt. Eine DNA-Analyse ergab, dass es sich um den männlichen Wolf M63 handelt.
Dieser Wolf wurde im Verlaufe des vergangenen Winters sowohl in Visperterminen als auch in der Region Brigerberg festgestellt.
Der Kadaver wurde für eine genaue Untersuchung und für die Abklärung der Todesursache dem pathologischen Institut der Universität Bern übergeben. Mittlerweile steht fest, dass der Wolf an den Folgen einer Schussverletzung gestorben ist. Der Zeitpunkt des Todes kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, dürfte aber aufgrund des Zustandes des Tieres bereits längere Zeit zurückliegen.
Die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere hat bei der Staatsanwaltschaft Wallis Strafanzeige gegen Unbekannt erhoben.
Sollte der Wilderer eruiert werden, droht ihm eine maximale Strafe von 20’000 Franken oder ein Jahr Gefängnis. Der Fall würde von einem Gericht beurteilt werden müssen.
Tatort Luderplatz?
Im Vernehmen nach soll das Tier mit ähnlicher Munition zur Strecke gebracht worden sein, wie sie für die Fuchspassjagd, die im Wallis jeweils am 15. Februar endet, verwendet wird. Das nährt natürlich die These, das der niedergestreckte Wolf von einem Jäger auf einem Luderplatz erlegt wurde. Dabei kann das Tier auch ohne Absicht geschossen worden sein, wie das etwa im Kanton Graubünden schon einmal der Fall war.
Aber natürlich kennt der Wolf im Wallis auch Gegner in den Reihen der Nutztierhalter. Die tödliche Kugel könnte also ebensogut aus diesen Reihen stammen, die ebenso über die Bewaffnung verfügen, mit der ein Wolf zur Strecke gebracht werden könnte.
Dass die Täterschaft den Kadaver nicht am «Tatort» unter der Erde verschwinden liessen, sondern in die Rhone warf, ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass sie den toten Wofl im gefrorenen Boden nicht vergraben konnten und ihn deshalb vom Ort der Schussabgabe verschwinden lassen mussten…
Vor dem Fall in Raron und seit der Rückkehr des Grossraubtiers in die Schweiz 1995 sind laut KORA, dem Raubtiermonitoring des Bundes, bis heute in der Schweiz 15 tote Wölfe gefunden. Acht von ihnen wurden mit einer Bewilligung (VS 7, GR 1) abgeschossen, zwei wurden gewildert (Reckingen 1998 1, GR 1) und ein Wolf irrtümlich geschossen (GR 1). Drei weitere Wölfe wurden von einem Zug überfahren (je einer in BE, ZH und TI), und ein Wolf kam 1999 im Simplon-Gebiet angeblich unter einen Schneepflug.
Der bewilligte Abschuss basiert auf der rechtlichen Grundlage des Wolf-Konzeptes Schweiz. Dieses sieht vor, dass für Tiere, die innert eines Zeitraums eine gewisse Anzahl Nutztierschäden verursachten, eine Abschussbewilligung erteilt werden kann.
Emotionale Debatte im Ständerat
Erst gerade am Mittwoch hatte sich der Ständerat dagegen ausgesprochen, den Wolf zu jagen. Deutlich – mit 26 zu 17 Stimmen – lehnte er eine einen Vorstoss des ehemaligen Walliser CVP-Ständerats René Imoberdorf ab. Die Wolfsjagd ist damit vom Tisch. Nein sagte der Ständerat auch zu einer Standesinitiative des Kantons Wallis mit dem gleichen Anliegen.
Die Debatte in der kleinen Kammer war sehr emotional. Hätten beide Parlamentskammern dem Vorstoss zugestimmt, wäre der Schutz des Wolfs aufgehoben worden. Die Schweiz hätte die Berner Konvention kündigen müssen, den völkerrechtlichen Vertrag über den Artenschutz. Für die Gegner kam es nur schon aus diesem Grund nicht in Frage, den Wolf zur Jagd freizugeben.
Schaffleischimporte und Produktion in der Schweiz sind bei jährlich 11’500 Tonnen. Bei einem durchschnittlichen Schlachtgewicht eines Schafs von etwa 20 Kilogramm kommen wir auf 575’000 Schafe und Lämmer, die pro Jahr geschlachtet werden. Da nehmen sich die 200 – 300 Schafe, die der Wolf aus meist ungeschützten Herden frisst, sehr bescheiden aus. Das ist weniger als 0,1 Promille. Der Pro-Kopf-Verbrauch der SchweizerInnen an Schaffleisch beträgt 1,4 Kilogramm und der Wolf erbeutet in der Grössenordnung von 1 Gramm Schaffleisch.
Vier Wölfe im Kanton
Im Verlaufe eines Wintermonitorings der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW), sind vier unterschiedliche Wölfe im Wallis identifiziert worden, darunter auch zwei bisher unbekannte Wölfe (M63 und M64). Dieses Monitoring zeigt, dass in der Augstbordregion ein Wolfspaar unterwegs ist, welches den Raum zwischen Zeneggen und Agarn regelmässig als Streifgebiet nutzt. Die DJFW erachtet es deshalb als wahrscheinlich, dass sich in diesem Gebiete im Verlaufe des Jahres ein Wolfsrudel bilden wird.
Der Winter eignet sich hervorragend für das Monitoring des Grossraubwildes, da die Spuren im Schnee leicht festgestellt und verfolgt werden können. Die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW) führt deshalb in den Wintermonaten in verschiedenen Regionen des Kantons ein Spurenmonitoring durch. Die Dienststelle führt diese Monitorings gestützt auf die in der eidgenössischen und kantonalen Gesetzgebung enthaltenen Aufträge durch.
Aufgrund der Präsenz von mehreren Wölfen in der Augstbordregion im letzten Sommer bis in den Spätherbst, wurde für diese Region das Monitoring mit einzelnen Fotofallen ergänzt. Bei der Kontrolle der Fotofallen suchen die Wildhüter auf festgelegten Routen nach Spuren der Grossraubtiere und stossen dabei in der Regel auch auf Probematerial für die Durchführung von DNA-Analysen (Urin, Kot, Haare, usw.).
Das Ende Jahr begonnene Monitoring zeigt nun, dass sich verschiedene Wölfe in unserem Kanton aufhalten:
- Im Raume Brig und anschliessend im Simplongebiet wurde ein bisher unbekannter Wolf (M63) festgestellt.
- Die Analyse einer eingeschickten Probe aus dem Raume Törbel weist auf den bereits bekannten Wolf (M59) hin, der im letzten Sommer an den dortigen Rissen beteiligt war.
- In der Augstbordregion wurde festgestellt, dass zwei Tiere gemeinsam unterwegs sind. Diese nutzen den Raum vom Talgrund bis zur oberen Waldgrenze. Verschiedene Fotos und DNA-Analysen bestätigen, dass es sich um den weiblichen Wolf (F14) und den männlichen Wolf (M59) handelt. Diese wurden in der Umgebung von Zeneggen und im Raume Agarn-Asp-Oberems fotografiert. Ein weiterer bisher nicht identifizierter Wolf wurde im Raume Oberems festgestellt.
- Im Lötschental bestätigen verschiedene Risse an Rot- und Rehwild die Präsenz des Wolfes. Am 26. Februar stellten die Wildhüter die gleichzeitige Präsenz der Wölfe im Lötschental und im Gebiet Oberems fest. Es handelt sich somit in den beiden Gebieten um unterschiedliche Tiere.
- Im Val d’Herens weisen einzelne gerissene Gämsen ebenfalls auf den Wolf als Verursacher hin. Der Riss einer Rehgeiss am 28. Februar im Vallon de Réchy bestätigt die Wolfspräsenz in der Region.
- Im Val d’Entremont wies ein Rotwildriss auf die Wolfspräsenz hin. Der Wolf wurde von einer Privatperson fotografiert und dessen Anwesenheit durch die von Wildhütern festgestellten Spuren bestätigt. Die DNA- Analyse ergab nun einen bisher nicht bekannten männlichen Wolf, welcher mit M64 bezeichnet wurde.
Aufgrund der im Verlaufe des Winters gemachten Beobachtungen und Feststellungen ist somit erwiesen, dass in der Augstbordregion ein Wolfspaar unterwegs ist, welches den Raum zwischen Zeneggen und Agarn regelmässig als Streifgebiet nutzt. Die DJFW erachtet es deshalb als wahrscheinlich, dass sich in diesem Gebiete im Verlaufe des Jahres ein Wolfsrudel bilden wird. Die Jagdaufsichtsorgane werden die Entwicklung im Auge behalten, so dass die DJFW jeweils rechtzeitig und sachbezogen die interessierten Kreise orientieren kann.
Das Monitoring wird nun im üblichen Rahmen durchgeführt. Die interessierten Kreise, namentlich die Landwirtschaft werden laufend informiert. Dies erlaubt es der Landwirtschaft die notwendigen Massnahmen zu planen und umzusetzen, insbesondere im Bereich des Herdenschutzes.