Für den angeblichen Angriff eines Wolfes auf einen Mann im niedersächsischen Bülstedt haben Wissenschaftler keine Belege gefunden. Ein Gemeindemitarbeiter hatte angegeben, von einem Wolf oder wolfsähnlichen Tier gebissen worden zu sein.

Das Senckenberg-Institut in Gelnhausen, das Referenzlabor für genetische Untersuchungen zum Thema Wolf in Deutschland, hatte Tierhaarproben, den Pullover des Gemeindemitarbeiters sowie einen Hammer auf DNA-Spuren geprüft und entsprechende Proben analysiert. Dabei wurden sieben Proben gesichert und untersucht. Auf dem Hammer konnten keine Spuren eines Wolfes oder Hundes gefunden werden. Zwei vor Ort genommene Haarproben ergaben „Reh“. Auf dem Pullover wurden Katzenhaare und drei Speichelproben gefunden. Bei den Speichelproben konnte bei zwei Proben „Katze“ und bei einer „Katze und Hund“ identifiziert werden. Bei allen Proben ergaben sich keinerlei Nachweise für einen Wolf.

Umweltminister Olaf Lies: „Ich hätte mir ein eindeutigeres Ergebnis gewünscht. Wir hatten uns Klarheit erhofft, ob Hund oder Wolf Verursacher waren, um zielgerichteter agieren zu können. Wäre ein Wolf festgestellt worden, dann wäre eine Tötung unumgänglich gewesen. Klar ist, dass wir jetzt weitere Erkenntnisse brauchen. Hinweisen auf freilaufende Hunde in der Umgebung muss nachgegangen werden. Ich habe bereits ein intensiviertes Wolfsmonitoring vor Ort beauftragt, um mehr Informationen über das in der Gegend ansässige Rudel zu bekommen. Ausserdem habe ich heute eine Ad-hoc-Besenderung auf den Weg gebracht.

Das Wolfsbüro erarbeitet derzeit eine aktualisierte Rudelchronik, anhand derer die Anzahl und Bewegungen der dort lebenden Wölfe weiter spezifiziert werden sollen. Zur weiteren Sachaufklärung werden auch weitere Gespräche vor Ort geführt. „Wir nehmen die Aussagen des Betroffenen sehr ernst und arbeiten deshalb daran, ein Höchstmass an Klarheit zu bekommen“, sagte Lies abschliessend.

Ein Gemeindearbeiter war am Dienstag vergangener Woche in dem kleinen Ort etwa 30 Kilometer nordöstlich von Bremen gebissen worden, wie er der Polizei später berichtete. Der Mann arbeitete demnach kniend am Zaun einer Grünanlage des Friedhofs. Als er nach hinten griff, sei seine Hand plötzlich festgehalten worden. Er blickte sich um und war überzeugt, einen Wolf zu sehen, der zugeschnappt hatte. Drei weitere Wölfe hätten die Aktion mit etwas Abstand beobachtet, so der Mann weiter. Dann habe er sich aber mit einem Hammer befreien und die Tiere vertreiben können. Einen Tag später liess der 55-Jährige seine Hand verarzten.

Umgehend wurden daraufhin vom Umweltministerium zwei Mitarbeiterinnen des Wolfsbüros nach Bülstedt geschickt. Außer tierischen Haarproben wurden der Pullover des Mannes und der Hammer sichergestellt. Die Proben gingen dann per Kurier ans Senckenberg-Institut im hessischen Gelnhausen.

«Seit der Rückkehr der Wölfe ist noch kein Mensch jemals angefallen worden«, sagte Roland Gramling, der Pressesprecher der Umweltorganisation WWF nach dem Vorfall. Der Fall im Landkreis Rotenburg müsse untersucht werden. «Man muss das in jedem Fall ernst nehmen, unabhängig davon, ob es ein Wolfsrudel oder eine Hundemeute war«, so Gramling.

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