Haben wir Kühe nicht verstanden?
Eine neue Studie zeigt, dass die Nutztiere am liebsten auf der faulen Haut im schattigen Stall liegen, statt auf der sommerlichen Weide zu grasen. Das hat auch Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit.
Die glücklichen Kühe grasen nicht auf der Wiese, sondern liegen wiederkäuend im luftigen Stall. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Landesforschungsanstalt von Mecklenburg-Vorpommern für Landwirtschaft und Fischerei in Gülzow nach Auswertung umfangreicher Daten gekommen. „Kühe mögen keine Hitze, keinen Regen und keinen Wind. Sie nutzen die Vorzüge eines schattigen, komfortablen Stalls und verlassen den Stall am häufigsten nachts“, sagte der Direktor der Landesforschungsanstalt, Peter Sanftleben. Damit entsprächen die Erwartungen der Verbraucher von Kühen auf der Weide nicht in jeder Hinsicht auch dem Wohl der Tiere.
Teurer „Kompromissstall“
Nach Angaben Sanftlebens förderten die an den Milchkühen angebrachten Sensoren viele überraschende Erkenntnisse zu Tage. Schon Temperaturen über acht bis zehn Grad Celsius würden von den Tieren als Belastung empfunden. Somit seien warme Ställe zwar gut für den Tierbetreuer, nicht aber für die Kühe. Moderne Ställe zeichneten sich aus durch offene Seitenwände, riesiges Raumvolumen, weiche Kuhbetten, Lüfter zur Kühlung, Futter zu jeder Tageszeit sowie Sensortechnik zur Überwachung der Gesundheit und des Verhaltens.
Ein solcher „Kompromissstall“ habe allerdings seinen Preis: 20.000 bis 25.000 Euro je Kuh, sagte Sanftleben. Bei einer Milchviehanlage mit 400 Tieren summiert sich die Investition somit schnell auf zehn Millionen Euro. Hinzu kämen weitere Kosten etwa für medizinische Versorgung oder umweltgerechte Futtergewinnung. Ein höchstmögliches Tierwohl, bester Umweltschutz und eine hervorragende Betriebswirtschaft seien daher kaum zu verbinden, Abstriche unvermeidbar.
Weniger, aber leistungsfähiger
Dennoch liegt nach den Worten von Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) im Tierwohl der Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg der Milchviehhalter und notwendige Fortschritte im Klimaschutz. „Weniger, aber leistungsfähigere Kühe bedeuten gleichbleibende Milchmengen und gleichzeitig weniger Methanausstoß“, sagte Backhaus.
Nach seinen Angaben sank die Zahl der Milchkühe in Mecklenburg-Vorpommern seit Anfang der 1990er Jahre von damals etwa 250.000 auf nun noch 150.000. Dadurch habe sich der Ausstoß des bei der Verdauung in den Kuhmägen entstehenden klimaschädlichen Methans nahezu halbiert.
Auf die Milchmenge habe sich die Verringerung der Tierbestände aber nicht ausgewirkt. Durch Züchtung, optimierte Haltung und Versorgung mit hochwertigem Futter habe sich die Milchleistung je Kuh von damals 4500 Liter im Jahr auf heute knapp 11.000 Liter mehr als verdoppelt. Dies gehe einher mit einer deutlich besseren Gesundheit der Tiere. Nach Angaben Sanftlebens sind Eutererkrankungen heute weit seltener als noch in den 1980er Jahren.
Sie können mit Barmherzigkeit allen Tieren und unserem Planeten helfen. Wählen Sie Mitgefühl auf Ihrem Teller und in Ihrem Glas. Go Vegan. |