Unkultur

Ständerat gibt Schwäne zum Abschuss frei

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Der Schutz der Schwäne wird in der Schweiz gelockert.

Der Ständerat will deren Bestände regulieren, bevor sich Konflikte abzeichnen.

Der Ständerat fordert eine Lockerung des Schutzes von Schwänen. Er hat heute den 14.6.2016 eine vom Nationalrat abgeänderte Motion an den Bundesrat überwiesen.

Er sprach sich mit 23 zu 14 Stimmen bei einer Enthaltung für die neue Version aus. Der Bundesrat wird damit beauftragt, den Höckerschwan in der eidgenössischen Jagdverordnung auf die Liste jener Arten zu setzen, deren Bestände reguliert werden können, bevor sich Konflikte abzeichnen.

Ursprünglich hatte der Ständerat fordern wollen, dass der Höckerschwan als jagdbare Tierart eingestuft wird. Für gewisse Gebiete sollten Höchstzahlen festgelegt werden. Dem Nationalrat ging das aber zu weit (Wild beim Wild informierte). Er änderte den Vorstoss ab und setzte auf eine Regelung, die jener für den Steinbock entspricht.

Schwanenkot nach Bern tragen

Gegen die Lockerung wehrte sich der parteilose Schaffhauser Ständerat Thomas Minder. Wildlebende Tiere seien keine Plüschtiere und Schwäne seien nicht nur Symbole für die ewige Liebe, stellte er fest. Doch sie hätten ihre Daseinsberechtigung, «gerade der Schwan mit seinem majestätischen Auftreten».

Es gebe kein landesweites Schwanenproblem, sagte Minder. Wenn in den Kantonen Nidwalden und Obwalden ein paar Schwäne auf den Feldern Kot verursachten, müsse nicht gleich gesamtschweizerisch legiferiert werden. «Den hintersten und letzten Schwanenkot nach Bern zu tragen, ist falsch.»

«Sturm der Entrüstung»

Schon jetzt könnten Schwäne mit kantonaler Bewilligung reguliert werden, gab Minder weiter zu bedenken. Zudem gebe es andere Methoden als das Abschiessen, etwa das Schütteln der Eier. Ein Ja zur Motion werde einen «Sturm der Entrüstung» auslösen. Vor «Aufständen» in der Bevölkerung warnte auch Werner Luginbühl (BDP/BE).

Regenwurm
Für mehr Sonne.

Umweltministerin Doris Leuthard zeigte sich mit der abgeänderten Motion einverstanden. Auch sie stellte aber fest, es sei ein Problem, wenn Tiere nur noch als Schadenverursacher wahrgenommen würden. Ob Wolf, Luchs, Bär, Biber oder Schwan – es müsse um die Frage gehen, wie das Zusammenleben organisiert werden könne.

Im Nationalrat hatten sich SP und Grüne gegen eine Lockerung des Schutzes gestellt. Im Normalfall verursachten die Schwäne keine Probleme, argumentierten sie. Hauptproblem seien die Fütterungen, die eine grosse Lockwirkung hätten, gaben viele zu bedenken.

Keine natürlichen Feinde

Die Motion eingereicht hatte der ehemalige Nidwaldner CVP!-Ständerat Paul Niederberger. Die Höckerschwäne hätten sich mangels natürlicher Feinde und dank des gesetzlichen Schutzes ungestört vermehrt, argumentierte er. In Nidwalden habe die Population überhandgenommen. Die Tiere hätten an Sympathie verloren, weil sie Wiesen und Spazierwege verkoteten.

Das Drohverhalten der Schwäne könne Spaziergänger, Radfahrer und Kinder verängstigen, hiess es in der grossen Kammer weiter. Auch komme es zu Konflikten mit den Landwirten, da Kühe das verkotete Gras nicht mehr fressen würden oder daran erkrankten.

Der Höckerschwan – namensgebend ist der schwarze Höcker über dem Schnabel – ist in der Schweiz ursprünglich nicht heimisch. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt wurde er im 17. Jahrhundert in Parkweihern ausgesetzt.

Unverständnis bei Tierschützern

Die Alliance Animale Suisse zeigte sich empört. Das Ansinnen sei ethisch und auch sachlich unsinnig. Auch der Schweizer VogelschutzSVS/Bird Life Schweiz hat kein Verständnis. Die „erleichterten Eingriffe“ in den Schwanenbestand wegen eines lokalen Problems seien unnötig. Moderate Eingriffe gegen die Schwände in Nid- und Obwalden seien bereits bewilligt und würden im Frühling beginnen.

Die Kontroverse um den Höckerschwan kommt für den Schweizer Tierschutz (STS) nicht überraschend: Viele geschützte Arten seien in den letzten Jahren zu «Konfliktarten» erklärt worden, schrieb der STS in einem Brief an die Urek-Mitglieder. Der Bund habe inzwischen für Wolf, Luchs, Bär und Biber Konzepte geschaffen, die Massnahmen gegen sogenannt schädliche Einzeltiere bis hin zu regulierenden Eingriffen in die Population vorsähen. Die Forderung nach einer erleichterten Regulation von Höckerschwänen, kritisiert der STS, sei daher nur der nächste logische Schritt, um den Schutz möglichst aller Wildtierarten zu reduzieren.

In der Schweiz leben je nach Jahreszeit bis zu 5000 Schwäne, davon nisten hierzulande 600 bis 700 Paare; die Art gilt als nicht gefährdet. Gleichwohl hielte es Tierschützerin Fellay für «barbarisch», die Tiere abzuschiessen. Vielmehr sei es am Menschen, sein Verhalten zu ändern. «Die Schwäne dürfen nicht mehr gefüttert werden.» Dies nämlich sei der Grund dafür, dass die Tiere sich an Fütterungsplätzen konzentrierten und dort auch ihre Scheu vor dem Menschen verlören, so Tierschützerin Fellay.

Auch für Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach ist der erste Schritt zur Lösung eines Konflikts, vor Ort auf das Füttern zu verzichten. Dadurch würden sich lokale Konzentrationen auflösen. Den Höckerschwan-Schutz zu lockern, bezeichnet auch er als unnötig. Schaad hält es zudem für überzeichnet, den Höckerschwan als Gefahr für Spaziergänger, Radfahrer und Kinder darzustellen, wie es Niederberger in seinem Vorstoss macht. «Die Leute müssen gebührend Abstand zum Höckerschwan wahren.» Wie jedes Wildtier verteidige auch der Höckerschwan sich oder seine Jungen, wenn man ihm zu nahe komme.

3 Kommentare

  1. Wenn man sich nur vom «Hören-Sagen» in der Schweizer Regierung Entscheidungen trifft, und nicht die Fakten sehen will, dann geht es wie üblich nach dem Willen von Lobbyisten, die es anscheinend in der Schweiz auch mehr als zur Genüge zu geben scheint.

    Wenn ich lese, das Kühe durch Schwanenkot krank werden, dann dreht sich mir vor den anderen Behauptungen der Magen um! Sollen die doch mal die genauen Gründe offiziell angeben, warum die Schwäne dezimiert werden sollen! Das sich so eine Regierung überhaupt noch halten kann, wenn sie die dümmlichen Argumente ihrer Lobbyisten vortragen würde, kann ich mir nicht vorstellen.

  2. Wir vom Schwanenschutz Komitee e.V. , verfügen über wissenschafliche Gutachten vom führenden Prof. Dr. Josef Reichholf, dass keinerlei Schäden über den Höckerschwan zu erwarten sind. Weder im Wasser noch an Land. Diese Gutachten, beziehen sich auf jahrzehntelangen wissenschaftlichen Untersuchungen an der Inn. Wir haben diese Gutachten an alle National u. Ständeräte der Schweiz, gesendet. Auch an die Bundesrätin Doris Leuthard. Die Ständeräte verfügen über kein wissenschaftliches Gutachten, das Schäden über Schwäne belegt. Es scheint immer nur darum zu gehen, das Tiere dezimiert werden. Mittlerweile wird derart eine Tierart nach der anderen degradiert u. entweiht, um am Ende als Schädling diffamiert u. eliminiert zu werden

  3. warum können wir nicht auch den Ständerat reduzieren und zum Abschuss freigeben ???
    wie überheblich die armseelige feige ignorante Menschheit doch ist Traurig ist das

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