Unkultur

Importverbot Jagdtrophäen

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Weshalb erlauben die Schweiz und Deutschland noch immer die Einfuhr privater Jagdtrophäen?

Tiere für Trophäen zu töten, ist teilweise kriminell, aber immer falsch – eine Unkultur.

Kritiker fordern aus wissenschaftlichen und ethischen Gründen seit Jahren ein Verbot – doch in beiden Ländern erlitten sie im Frühling 2017 vorerst erneut Schiffbruch.

Löwen-, Geparden-, Braunbärenschädel, Leopardenfelle, Rhinozeros-Hörner, Stosszähne von Elefanten, usw: Tausende solcher Körperteile geschützter Tierarten gelangen regelmässig in unsere Länder – und zwar immer noch legal.

Trophäenjäger verbringen ihre Freizeit damit, wehrlose Tiere zu verletzen und zu töten, um sich anschliessend in Jägerkreisen mit den leblosen Körpern ihrer Opfer – den Jagdtrophäen – zu rühmen. Es ist einzig die Lust am Töten und dem Posieren mit den Opfern. Ethisch verwerflicher als die Trophäenjagd geht gar nicht mehr. So eine Jagdreise dauert in der Regel 1 – 3 Wochen währenddem durchschnittlich, je nach Land, 2 – 10 Tiere zum Spass über den Haufen geschossen werden. Bei der Trophäenjagd werden gerne die grössten und für die Arterhaltung wichtigsten Tiere getötet. Dadurch gehen den Sozialverbänden wichtige soziale Persönlichkeiten verloren, was die Herdenmitglieder traumatisieren kann. Bei der Trophäenjagd werden im Ausland tierschutzrechtlich nicht tolerierbare Methoden eingesetzt. Mitunter werden Wildtiere gar nur für die Trophäenjagd dem sogenannten «Canned Hunting» gezüchtet.

In der Schweiz hat sich der Nationalrat am 7. Juni 2017 gegen ein Importverbot von Jagdtrophäen seltener Tiere ausgesprochen und eine Motion mit 118 zu 72 Stimmen abgelehnt.

Wild beim Wild empfiehlt diese PolitikerInnen bei den nächsten Wahlen ins Pfefferland zu schicken. Es sind mehrheitlich immer die gleichen Kreise, welche im Tier- und Naturschutz rückständige Entscheidungen treffen.

Abstimmung-Importverbot-Jagdtrophäen

Die Motion „Importverbot für Jagdtrophäen“ forderte, die Ein- und Durchfuhr von Trophäen geschützter Tierarten wie Elefanten, Nashörnern und Eisbären sowie von Primaten und Raubtieren zu unterbinden, indem der Bundesrat ein Importverbot erlässt. Ausserdem sollte ein Importverbot für alle Trophäen gelten, die aus sogenannten Gatter-Jagden stammen.

Die Bundesregierung Deutschland hat fast zeitgleich am 17.5.2017 ein Hintergrundpapier zum Thema Trophäenjagd veröffentlicht. An jenem Tag wo eine Petition mit etwa 200’000 Unterzeichner der Regierung übergeben wurde. Staatssekretär Jochen Flasbarth vom BMUB bekannte sich bei der Entgegennahme der Petition im Bonner Dienstsitz klar zur Trophäenjagd. Er vertritt als höchster Beamter die Ministerin Barbara Hendricks und damit die Bundesregierung.

Flasbarth begründete seine Haltung mit Standardargumenten der Jagdbefürworter: Es seien die Kritiker der Grosswildjagd, die koloniales Verhalten zeigten, nicht die Grosswildjäger. Wer gegen den Import von Jagdtrophäen sei, müsse auch die Jagd in Deutschland abschaffen wollen. Ausserdem werde in Afrika nur in guten Beständen gejagt. Die Trophäenjagd diene zu deren Regulierung und mache die Ursprungsländer zu Partnern.

Der Initiator der Petition Dr. Christian Felix hält dagegen: «Vom Aussterben bedrohte Arten dürfen nicht aus reiner Trophäengier getötet werden, ausserdem braucht man einen Jagdschein, beide Voraussetzungen sind bei der Trophäenjagd im Ausland nicht erfüllt. Auch die Jagdmethoden wären in unseren Ländern verboten: Immer wieder werden Tiere aus Schutzgebieten in umliegende Jagdgebiete gelockt, um dort von Hobbyjägern auf unterschiedliche Weise getötet zu werden. Erlaubt ist sogar die Jagd mit Pfeil und Bogen oder Armbrust. Auch die zitierten „guten Bestände“ gibt es kaum noch. Die Populationen von Geparden, Löwen, Leoparden, Nashörner, Elefanten und Giraffen sind stark zurück gegangen. Millionen Euro an deutschen Steuergeldern werden in die Infrastruktur afrikanischer Jagdgebiete investiert. Dabei ist die Trophäenjagd ethisch inakzeptabel, sie ist ein Relikt der Kolonialzeit und dezimiert die von Ausrottung bedrohten Tierarten weiter, wie beispielsweise auch das Europäische Parlament am 24. November 2016 in einer Resolution festgehalten hat.»

Tier- und Artenschützer fordern schon lange, die Einfuhr solcher Jagdtrophäen zu verbieten, um der Trophäenjagd ihren Reiz und den gefährdeten Spezies die Bedrohung zu nehmen.

Wenn Jäger wirklich daran interessiert wären, der lokalen Bevölkerung oder Artenerhaltung zu helfen, wären die hohen Geldbeträge, die sie für Jagdreisen ausgeben, besser und effektiver in vertrauenswürdige Entwicklungs- und Bildungsprojekte investiert.

In Indien oder Sri Lanka gibt es z. B. ein landesweites Jagdverbot und dort haben wir diese Probleme der schäbigen Entwicklungshilfe oder Artenerhaltung aus dem Westen diesbezüglich nicht.

1.028 Elefanten wurden von afrikanischen Jagdländern alleine dieses Jahr zum Abschuss und Export durch ausländische Trophäenjäger freigegeben – und das, obwohl sie in Afrika in den letzten acht Jahren um etwa ein Drittel dezimiert wurden. Sogar die extrem seltenen Wüstenelefanten und Waldelefanten werden von Hobbyjägern abgeschlachtet. In den Jahren 2010 bis 2016 wurden 80 Elefantentrophäen in die Schweiz eingeführt. Das sind 10 tote Elefanten pro Jahr, die jährlich auf das Konto von Schweizer Hobbyjägern gehen! In Deutschland wurden im Jahr 2015 62 Stosszähne afrikanischer Elefanten nach Deutschland eingeführt, gestorben sind dafür also mindestens 31 Tiere. Prognosen gehen davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 praktisch keine Elefanten mehr in Afrika geben wird.

Alleine in Afrika werden jährlich rund 100’000 Grosskatzen, Elefanten, Büffel, Giraffen, Zebras und Antilopen usw. Opfer von Trophäenjägern.

Deutschland ist nach Spanien das EU-Land mit der zweithöchsten Importquote. Frankreich hingegen hat vor zwei Jahren die Einfuhr von Löwen-Trophäen verboten – ungeachtet des immer wieder angeführten Arguments, die Grosswildjagd trage zum Schutz der Tiere bei. Indem sie auch der einheimischen Bevölkerung wirtschaftlich zugutekäme, senke sie den Anreiz auf Wilderei. Zahlreiche Untersuchungen belegen aber, dass dieses Argument tatsächlich so abstrus ist, wie es klingt. Jagdtouristen helfen den Menschen in Westafrika weder auf lokaler noch auf staatlicher Ebene, hat zum Beispiel eine Studie der Weltnaturschutzunion IUCN gezeigt.

Die Schweiz und Deutschland haben hier Verantwortung für den internationalen Tier- swoie Artenschutz und sind zum richtigen Handeln aufgefordert. Sie sind nicht alleine. Andere Länder wurden schon aktiv. Auch die Niederlande verbieten den Import von Trophäen von rund zweihundert Tierarten, und in der EU fordern 143 Europaparlamentarierinnen eine Verschärfung der Importbedingungen für Jagdtrophäen in die EU. Zum Schutz der Löwen hat Australien 2015 ein Importverbot für Jagdtrophäen der Tiere erlassen usw.

Erst die Trophäen machen die Auslandjagden für Hobbyjäger attraktiv

Rund 1500 Schweizerinnen und Schweizer reisen jedes Jahr um den Globus und erlegen gefährdete Tiere, die sie als Trophäen mit nach Hause bringen. Mitunter ein Grund weshalb Hobby-JägerInnen einen so miserablen ökologischen Footprint haben. Gegenwärtig ist die Einfuhr von Tiertrophäen geschützter oder stark bedrohter Arten in die Schweiz legal, sofern die Vorgaben des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES erfüllt sind.

Zwar machen die Schweizer Importzahlen im Vergleich zu den weltweit grössten Tiertrophäen-importeuren USA und EU nur einen Bruchteil aus, doch gilt es zu bedenken, dass bei geschützten Arten jedes einzelne Tier für den Fortbestand zählt. Ausserdem gehen mit der Trophäenjagd – neben dem Artenschutzproblem – auch Tierquälerei, Korruption, Landenteignung, illegaler Handel und Schmuggel einher. Das Argument, die Trophäenjagd diene dem Artenschutz, weil sie Devisen bringe und damit einen Anreiz schaffe, Wildtierbestände als Einnahmequelle zu erhalten, lässt nicht nur Lüber von OceanCare nicht gelten. Gemäss Studien kommen die Einnahmen kaum bei der Bevölkerung an: Zum Staatshaushalt trägt die Grosswildjagd in Afrika gerade mal 0,006% bei.

„Mit einem Importverbot von Jagdtrophäen hätte die Schweiz einen zeitgemässen Entscheid mit Symbolcharakter gefällt. Länder wie Frankreich oder die Niederlande haben bereits ähnliche Regelungen erlassen – für die Schweiz wäre es ebenfalls an der Zeit gewesen. Wir werden weiter darauf hinarbeiten, dass die Schweiz nachzieht“, sagt Lüber von OceanCare.

Von der Uno wird angenommen, dass ein hoher Prozentsatz aller ausgestorbenen Tierarten durch Mithilfe von Hobbyjägern erfolgten. Jäger tragen nachweislich zur Minderung der Biodiversität bei. Trophäenjagd ist Dekadenz in Reinkultur.

Ironischerweise hat ebenfalls am 7. Juni 2017 der schweizerische Nationalrat mit 97 zu 77 Stimmen bei 17 Enthaltungen eine Motion für ein Importverbot für sämtliche tierquälerisch erzeugten Produkte angenommen (auch hier war der Bundesrat dagegen). Stimmt auch der Ständerat dem Vorstoss zu, muss der Bundesrat die rechtlichen Grundlagen für ein Importverbot von Produkten wie beispielsweise Pelzprodukte, Stopfleber oder Froschschenkel ausarbeiten.

1 Kommentar

  1. Andrea Engelhardt Antwort

    Es ist unglaublich, wie wenig Empathie besteht und wie wenig Interesse daran, bedrohte Arten zu erhalten. Es ist erschreckend, wie gleichgültig unsere Regierung und Hobbyjäger sind.

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