Bildung

Tierquälerei: Fuchsmassaker in der Schweiz

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Der Fuchs ist ein sehr anschauliches (und trauriges) Beispiel dafür, wie der Hobby-Jäger mit seiner Unkenntnis Tierquälerei begeht und mit seinem zwanghaften Kontrollbedürfnis gegenüber der Natur Probleme selbst kreiert und natürliche regulative Mechanismen auslöscht.

Füchse sind als Mäusejäger sowohl für die Land- als auch die Forstwirtschaft sehr wichtig und haben einen wesentlichen Anteil an der Eindämmung der von „Nagetier-übertragenen Pathogenen“, wie Hantaviren oder Borrelien. Aus diesen Gründen sollten wir den Fuchs als das sehen, was er ist – nämlich als einen wichtigen Bestandteil des Ökosystems und eine Bereicherung der heimischen Fauna.

Recherchen der IG Wild beim Wild bei den kantonalen Ämtern für Jagd und Fischerei förderten erstaunliche Fakten zu Tage. Einzig der Kanton Luzern führt zum Beispiel eine Statistik über Krankheiten beim Fuchs. So hatten von den 2’217 sinnlos abgeschossenen Füchsen im Kanton Luzern im Jagdjahr 2018/19 nur gerade mal 39 Füchse eine Krankheit (Räude 32, Staupe 1, andere Krankheiten 6). Alle anderen Füchse wurden auf Kosten der Steuerzahler entsorgt.

In der Schweiz fallen besonders die Kantone Bern, Aargau, Graubünden, St. Gallen, Wallis, Luzern und Zürich mit einer überproportionalen Jagd auf Fuchs und Dachs bzw. der Tierquälerei negativ auf.

Im Kanton Bern (1) werden laut der eidgenössischen Jagdstatistik rund ein Fünftel aller Rotfüchse in der Schweiz abgeschossen, obwohl Fachleute keinen Sinn darin sehen.

Spezialabschüsse in der eidgenössischen Jagdstatistik

Definition Spezialabschuss: Abschuss innerhalb des Schutzgebietes oder während der Schonzeit in Folge Krankheit oder Verletzung. Diese Abschüsse erfolgten von den kantonalen Wildhütern in einem Schutzgebiet oder durch die Jagdaufsicht in den Revieren.

Im Kanton Bern sind die Spezialabschüsse jedoch eine Art Belohnungssystem für Hobby-Jäger. 800 Berner Jägerinnen und Jäger im Kanton Bern (2), die sich speziell im Hegebereich engagieren, erhalten jährlich Spezialbewilligungen. Die in dieser Periode vom 16. Juni bis 31. August freigegebenen Tierarten wie Rabenkrähen, Saatkrähen, Eichelhäher, Elstern, verwilderte Hauskatzen, Waschbären, Marderhunde, Füchse und Dachse werden, obwohl sie eine Schonzeit bis 31.8. haben, einfach so abgeschossen. Obwohl auf Kantonsebene diese Wildtiere geschont werden müssten, wurden 2018 mit diesen Spezialbewilligungen zum Beispiel 300 Füchse und 371 Dachse erschossen. Sogar Eichelhäher werden von der Schiesswut der Hobby-Jäger nicht verschont.

Zustände wie im tiefsten Mittelalter in Graubünden (3)! Gemäss Beschluss des Gemeindevorstandes Laax wird eine Kopfgeldprämie von Fr. 40.– für jeden Fuchs und jeden Dachs bezahlt, der während der Niederjagd von den einheimischen Jägern auf dem Gemeindegebiet von Laax erlegt wird.

In einem Schreiben an alle Gemeinden im Kanton Zürich (5) bezüglich der neu eingeführten Nachtjagd auf Füchse und Dachse behauptet der umstrittene Urs Philipp vom Amt für Jagd und Fischerei, dass Füchse die Tollwut übertragen, obwohl die schweizerische Tollwutzentrale mahnt, dass eine jägerische Reduktion von Fuchspopulationen nicht möglich und die Jagd zur Tollwutbekämpfung sogar kontraproduktiv ist. Wie wir heute wissen, konnten erst tierfreundliche Impfköder die terrestrische Tollwut besiegen – sie gilt in der Schweiz seit 1999 und in weiten Teilen Europas als ausgerottet!

Ganze 5 1/2 Monate wird den Füchsen im Kanton Appenzell Ausserrhoden (4), laut der eidgenössischen Jagdstatistik, nachgestellt – beim Dachs sind es 6 Monate. Bei dem Stress und Jagddruck muss man sich nicht fragen, weshalb diese Tiere krank werden. In ganz Europa liegt das Epizentrum der Fuchsbandwurm-Meldungen seit Jahren in der Ost-Schweiz! Obwohl unsere Hobby-Jäger immer behaupten, sie sorgen für gesunde Wildbestände, praktizieren sie doch hauptsächlich eine Tierquälerei.

Im Kanton Solothurn (6) wurden in der Jagdsaison 2018 meist gesunde 658 Füchse und 222 Dachse auf nicht wissenschaftlicher Basis und ohne wildbiologisches Fachwissen von militanten Hobby-Jägern getötet.

Die Fuchsjagd ist laut der modernen Wissenschaft ökologisch, ökonomisch und epidemiologisch sinnlos – ja sogar kontraproduktiv! Grundsätzlich produzieren wenig bejagte Fuchspopulationen auch weniger Nachkommen. 

Die IG Wild beim Wild findet, dass diese sinnfreien Massaker und Tierquälerei in unser aller Lebensraum nicht zeitgemäss sind und fordert ein Verbot der gesamten Niederjagd!

Quellen und Studien:

  1. Eidgenössische Jagdstatistik
  2. Bern: Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker
  3. Graubünden: Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker
  4. Appenzell Ausserrhoden: Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker
  5. Zürich: Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker
  6. Solothurn: Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

1 Kommentar

  1. In den letzten Jahren zig Mal ausgerückt, weil Privatpersonen wegen halbtoten Räudefüchsen angerufen haben. Sehr gerne dürfen Sie die undankbare Aufgabe, diese bedauernswerten Tiere zu erlösen, übernehmen. Anrufe rund um die Uhr, jederzeit Einsatzbereit.
    Des Weiteren: Jedes Jahr bis zu zwanzig Einsätze bei Verkehrsunfällen mit Wild, ( jede Tages und Nachtzeit). Da ist dann plötzlich jeder Automobilist froh , wenn man erscheint, das Versicherungsformular ausstellt und die Schweinerei beseitigt.
    Und ja, Rehkitzrettung wäre auch noch so ein Thema. Unentgeldlich rückt man auch da aus, damit keine Kitze in den Siloballen landen.
    Wildwarner entlang der Strassen montieren und unterhalten, ausrücken und beraten bei Marderproblemen etc. etc.
    Daneben letztes Jahr noch 124 Wildvögel zur Pflege aufgenommen und noch so ein paar Dinge.
    Böser Jäger.

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