Jagd

IG Wild beim Wild kritisiert kirchlichen Segen für Hobby-Jäger

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Zum Hubertustag, dem Gedenktag des Heiligen Hubertus von Lüttich am 3. November, kritisiert die IG Wild beim Wild derartige Ausrichtungen des Gottesdienstes.

Hubertusmessen, die vornehmlich von Hobby-Jägern mitverantwortet und besucht werden, sind nicht mit der christlichen Ethik der Achtung vor dem Leben vereinbar.

Sie bilden häufig den Auftakt zu den besonders grausamen Drück- und Treibjagden sowie Sonderjagden bei denen senile Hobby-Jäger tierquälerisch durch die Wälder ziehen und unzählige Wildtiere hetzen, verletzen und töten. Die IG Wild beim Wild appelliert daher an die Kirchenvertreter, sich künftig von den gewaltverherrlichenden und sektiererischen Messen zu distanzieren.

Wenn immer mehr Wildtiere von einer Art geschossen werden, weil es immer mehr gibt, müssen dann noch mehr geschossen werden, damit es weniger werden?

Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für die Hobby-Jagd, denn sie ist nicht dazu geeignet, Bestände dauerhaft zu regulieren. Jagd bedeutet nicht weniger Wildtiere, sondern mehr Geburten.

IG Wild beim Wild

Historisch gesehen ist Jagd zur Bestandesregulierung auch keine Jagd, sondern terroristischer Zooizid.

Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden unter den Verletzungen oft tagelang und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht dazu geeignet ist, Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass in bejagten Wildschweinpopulationen die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere früher eintritt, was die Geburtenrate ansteigen lässt. Demnach bedingt ein hoher Jagddruck, dass sich in dem Gebiet die Population der betreffenden Wildtiere erhöht. Auch der renommierte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch menschliche Hobby-Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen auch durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet.

Einen Gottesdienst zu feiern, der Jägern den symbolischen Segen für das systematische Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, sendet ein völlig falsches Signal. Kirchen müssen für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, nicht für ihre Zerstörung. Die Hubertusmesse verkennt zudem, dass der Heilige Hubertus vom Jäger zum überzeugten Jagdgegner wurde.

Julia Bielecki, Theologin.

Die Legende Hubertus und dem kreuztragenden Hirsch ist aus der Dichtung und der bildenden Kunst bekannt.

Gemäss der überlieferten Legende wurde Hubertus um 655 als Sohn eines Edelmannes geboren und starb im Jahre 728. Anfangs führte er ein vergnügungssüchtiges Leben und war ein leidenschaftlicher Jäger. Als er eines Tages bei der Jagd einen Hirsch aufgespürt hatte und ihn verfolgte, um ihn zu töten, stellte sich dieser ihm plötzlich entgegen. Zwischen seinem Geweih erstrahlte ein Kreuz und in der Gestalt des Hirsches sprach Christus zu ihm: „Hubertus, warum jagst du mich?“ Hubertus stieg vom Pferd und kniete vor dem Hirsch nieder. Von diesem Moment an beendete Hubertus das Jagen und führte fortan ein einfaches Leben.

Soweit die Legende. Nach seinem Erlebnis mit dem Hirsch hörte Hubertus also mit der Jagd auf und wurde ein ernster Christ. Denn wahres Christentum und Jagd passen einfach nicht zusammen. Bei seiner Begegnung mit dem Hirsch wurde er nämlich vor die Wahl gestellt, entweder tötet er das Tier – dann tötet er auch Christus – oder er tut dieses nicht und bekennt sich zu Christus. Oder mit den Worten aus Matthäus 25,40 gesprochen: »Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan«.

Es steht nirgends geschrieben, dass Jesus Christus, den beide Konfessionen als Sohn Gottes verehren, jemals Tiere gejagt hat. Das wäre auch sehr widersinnig, denn Gottes 5. Gebot lautet »Du sollst nicht töten«. Jede Jagd ist aber mit dem Töten verbunden.

Trotz alledem finden aber alljährlich um den 3. November, dem Hubertustag, die sogenannten Hubertusjagden sowie Hubertusmessen in Kirchen statt. Anstatt den heiligen Hubertus zum Schutzpatron der Tiere zu machen, ernannte die Kirche ihn zum Patron der Wildtierkiller.

Der Sinn der Hubertuslegende ist doch wohl dieser, dass der Mensch in Einklang und Frieden mit der Natur und den Tieren leben soll. Er soll nicht der Jäger, sondern der Beschützer und der Freund der Tiere sein. Wie heisst es doch so schön bei Markus 16,15: »Gehet hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.« Hiermit ist sicherlich nicht das Jagen gemeint.

Das wahre Christentum ist eine Religion der Ethik, die für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe eintritt. Praktizierende Christen beschäftigen sich mit der Frage, wie diese Grundwerte global umgesetzt werden können und formuliert – bibelnah und theologisch fundiert – lebbare ethische Leitlinien für ein friedliches Zusammenleben von Mensch, Natur und Tier. Die Tiere sind „unsere Brüder und Schwestern“, unsere Nächsten. Jede Nutzung von ihnen – sei es zur Nahrungsmittelproduktion, für Bekleidung, zur Unterhaltung oder in Tierversuchen – und jede Degradierung zur Ware, widerspricht einer friedvollen, bewahrenden und lebensachtenden Haltung.

Hobby-Jäger leben von vergifteten Fleisch. Deshalb sind sie oft wütend, gewalttätig und aggressiv. Das ist nicht seltsam, sondern ganz natürlich. Wenn man vom Töten lebt, hat man keinen Respekt vor dem Leben. Man ist feindlich gegenüber dem Leben. Und wer lebensfeindlich ist, kann nicht ins Gebet gehen, denn Gebet bedeutet Ehrfurcht vor dem Leben. Und wer feindselig gegenüber Gottes Geschöpfen ist, kann auch Gott gegenüber nicht sehr freundlich sein.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

1 Kommentar

  1. Ulrich Dittmann Antwort

    «Wir jagen, weil es uns Freude macht, und was wir Hege nennen, ist blanker Eigennutz, gelegentlich Fressneid. Wir wollen den Habicht nicht fangen, weil uns die armen Fasanen leid tun, weil wir ihnen das ewige Leben wünschen. Wir wollen Habicht, Wiesel, Fuchs und Co. nur ans Leder, weil wir deren Beuteanteile selbst schlagen und kröpfen wollen.» so Bruno Hespeler, Jagdautor, in «Raubwild heute».

    „Der Jäger liebt die Natur wie der Vergewaltiger sein Opfer“ artikulierte es ohne Schönfärberei Karin Hutter bereits in ihrem Buch „Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen“.

    Mit im Jagdfieber zitternder Hand, werden so Tiere „angeschweißt», krüppelig geschossen, sterben qualvoll mit zerfetzten Läufen und durchlöchertem Torso oft erst nach Wochen oder Monaten – keinesfalls bleiben die Tiere alle wunschgemäß «im Feuer» liegen.

    Kann man sich übriges einen Jesus mit Schießprügel in der Hand vorstellen?
    Doch die Pfaffen im bunten oder schwarzen Gewand segnen als «Dornenkrone der Schöpfung» all dieses unchristliche blutige Tun mit salbungsvollem Kanzel-Gebrabbel pharisäerhaft ab.-

    U.a. bin ich aus diesem Grund schon vor 45 Jahren aus dem Verein Kirche ausgetreten.

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