Kunterbunt

Italien: Tierquälerei für Mozzarella

Rund 30 Tage nach der Geburt sind die Kälber alt genug für den Transport zum Schlachter. Allein 2017 wurden über 52’000 Büffelkälber legal in Italien getötet. Das Fleisch wird meist zu Hundefutter verarbeitet.
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Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN macht abermals auf die verheerenden Tierschutzmängel aufmerksam, die auf vielen Büffelfarmen in Italien noch immer herrschen. Neues Material, das der Organisation zugespielt wurde, zeigt abgemagerte und kranke Tiere in verdreckten Ställen.

Diese Zustände zeichnen ein wenig luxuriöses Bild des weltweit beliebten Premiumkäses «Mozzarella di Bufala Campana DOP» – kurz Büffelmozzarella. Im Rahmen einer aktuellen Umfrage hat VIER PFOTEN die Massnahmen von 13 Detailhändlern im deutschsprachigen Raum für mehr Tierwohl bei der Büffelhaltung bewertet. In der Schweiz konnten bei Migros, Aldi und Lidl am meisten Bemühungen für das Wohl der Wasserbüffel verzeichnet werden.

Seit VIER PFOTEN im Jahr 2014 seine Arbeit zu Büffelmozzarella begann, gab es einige positive Veränderungen, wie Farmen, die mittlerweile bessere Haltungsbedingungen aus Eigeninitiative anstreben oder Detailhändler, die neue Tierwohlforderungen an ihre Lieferanten stellen. Auf vielen italienischen Büffelfarmen zeichnet sich allerdings noch immer ein grausames Bild ab: Die Tiere werden in kleinen, verdreckten Ställen gehalten, ohne Tageslicht oder grüne Weideflächen. Oft fehlt den Wasserbüffeln Zugang zu Wasser oder Schlamm, in dem sie sich ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechend baden und abkühlen können. Einige der Tiere waren stark unterernährt. «Die Zustände auf den Farmen sind schockierend. Damit sich etwas ändert, sind wir auf die Unterstützung von Detailhändlern, Händlern und Produzenten angewiesen, die das Premium-Produkt nur aus Premium-Haltung anbieten sollten. Die Industrie muss auf die ersten wichtigen Schritte hin zu einer Verbesserung in der Wasserbüffelhaltung aufbauen, um langfristige Veränderung zu gewährleisten. Wir fordern deshalb regelmässige und verpflichtende Tierschutzkontrollen», sagt Nina Jamal, Leiterin der Nutztierkampagnen bei VIER PFOTEN.

Detailhändlerumfrage in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt Fortschritt

Spar in Österreich, Aldi Süd & Nord in Deutschland und Migros in der Schweiz arbeiten mit progressiven Büffelmozzarellalieferanten zusammen, die sich selbst einer Reihe von wichtigen Tierwohlstandards verpflichten und mehrmals pro Jahr Kontrollen durchführen. Neben der Migros haben in der Schweiz auch Aldi und Lidl Schweiz viele Punkte durch aktuelle Bemühungen erreichen können. Bei der Punktevergabe wurden folgende Kernkriterien berücksichtigt: Rückverfolgbarkeit, (Häufigkeit der) Kontrollen, Umfang der Tierwohlanforderungen und Berücksichtigung der Tierwohlanforderungen bei Eigen- und Fremdmarken. «Ungeachtet dessen zeigen die Bedingungen vor Ort vielfach nach wie vor, dass die Büffelhaltung weit von einem Premium-Standard entfernt ist. Die Tiere brauchen adäquate Abkühlungsmöglichkeiten, damit sie ihre Körpertemperatur regulieren können und die Klauenpflege darf nicht vernachlässigt werden», so Jamal. VIER PFOTEN fordert Detailhändler und Einzelhändler auf, ihre Marktmacht verstärkt zu nutzen: Sie sollen die Einhaltung verbindlicher Tierschutzkriterien sowie unabhängige Kontrollen auf den tierhaltenden Betrieben verlangen und auch eigenständig Kontrollen durchführen.

Männliche Kälber als lästiges Abfallprodukt

Bereits im August 2018 machte eine von VIER PFOTEN ebenfalls in Italien durchgeführte Recherche das Leid der männlichen Büffelkälber deutlich. Als wertloses Nebenprodukt betrachtet, werden die Jungtiere oft bewusst vernachlässigt. Sterben sie nicht an den Folgen der schlechten Haltungsbedingungen, werden sie durchschnittlich 30 Tage nach ihrer Geburt geschlachtet. Doch die Situation der männlichen Kälber verbessert sich langsam: Mittlerweile erhalten Bauern laut einer staatlichen Verordnung eine kleine Prämie, wenn sie das Kalb ordnungsgemäss zum Schlachter bringen. Ausserdem sorgt eine neue Checkliste der italienischen Regierung dafür, dass die speziellen Tierwohlkriterien für Wasserbüffel bei Kontrollen berücksichtigt werden.

Das Geschäft mit der Büffelmilch 

Kampanien ist mit 90 Prozent der Büffelmilchgewinnung die produktionsstärkste Region Italiens. 74 Prozent der rund 400’000 in Italien lebenden Wasserbüffel werden in Kampanien gezüchtet. Insgesamt gibt es landesweit über 2’200 Büffelfarmen. Die überwiegende Mehrheit davon – 77 Prozent – sind reine Milchproduzenten, 14 Prozent sind reine Fleischproduzenten und nur neun Prozent nutzen die Tiere sowohl für die Milch- als auch Fleischproduktion. Büffelmozzarella aus Kampanien trägt das DOP-Siegel (Denominazione di Origine Protetta, geschützte Herkunftsbezeichnung) und ist der Exportschlager Zentral- und Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses sind Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, USA, Schweiz und Spanien.

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