In der Schweiz leben rund 550‘000 Hunde. Jede Woche werden durchschnittlich 500 Hunde importiert, zunehmend viele aus ausländischen Tierheimen und Auffangstationen. Tatsächlich Tierschutz oder fiese Geschäftemacherei? Was gilt es zu beachten, um nicht Opfer krimineller Machenschaften zu werden oder unfreiwillig das Tierleid im Ausland zu fördern? Der Schweizer Tierschutz STS publiziert dazu die umfassende Recherche «Hundeimportland Schweiz».

Nicht nur Rassehunde – allen voran französische Bulldoggen und Chihuahuas – werden importiert, Mischlinge bildeten 2017 mit über 8’100 Hunden den grössten Importanteil. Die «Promenadenmischlinge» aus dem Ausland sind sehr beliebt. Noch dazu glaubt man, mit der Übernahme eines Hundes aus dem Auslandstierschutz ausnahmslos Gutes zu tun und aktive Tierschutzarbeit zu leisten, was sich nach STS-Recherchen in vielen Fällen aber als trügerisch erweist. Und die Nachfrage regelt das Angebot. Tierschutz-, Tierrettungs- oder Tiervermittlungsorganisationen schiessen, auch in der Schweiz, wie Pilze aus dem Boden.

Die hiesige Hundezucht kann den Bedarf an Junghunden, insbesondere der Modehündchen, wie beispielsweise Chihuahuas, Möpse und Französische Bulldoggen schon seit Jahren selbst nicht decken, weshalb die Schweiz für den Welpenhandel grundsätzlich lukrativ ist. Die Gewinnmarge für ausländische Händler bzw. Züchter liegt bei durchschnittlich 1000 Franken pro Hund. Transporte und Verkäufe von 20–25 Welpen ermöglichen Einnahmen von 20 000 Franken. Problematisch dabei ist, dass die Welpen im Ausland oft unter schlimmsten Bedingungen gezüchtet werden. Sie müssen eingepfercht in kleinen, stark verschmutzten Drahtkäfigen oder Boxen leben. Viele Muttertiere sehen nie Tageslicht, kommen nie raus, dürfen nie Gassi-Gehen und werden regelrecht als Gebärmaschinen missbraucht. Die Welpen werden meist zu früh von den Müttern getrennt und sind so oft geschwächt, manchmal gar todkrank, sowie häufig schlecht sozialisiert. Viele Welpen sterben schon während des Transports oder kurz danach. Der illegale Hundehandel produziert nicht nur massenweise Tierleid, sondern öffnet auch hochansteckenden Krankheiten Tür und Tor. Zudem wird ein kriminelles, mafiös-strukturiertes System unterstützt, das zusätzliches Tierleid ankurbelt.

Traurige Geschichten

Tierfreunde tun sich schwer, angesichts der vielen traurigen Hundeschicksale in Ländern wie Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Spanien und Italien hart zu bleiben und keinen dieser Hunde «retten» zu wollen. Unhaltbar sind die barbarischen Szenen in den Strassen und Tierheimen mancher Länder, wenn Behörden und deren Beauftragte auf grausamste Weise versuchen, den Streuner- und Strassenhunde-Populationen Herr zu werden. Gleichzeitig fördert der herzlose Umgang mit den unerwünschten Hunden die Entstehung von Tierhilfs- bzw. Tierrettungsorganisationen, Auffangstationen und Pflegestellen. Deren Tierschutz-Engagement ist allerdings nicht immer nachvollziehbar und es dürfte darunter verschiedentlich auch schwarze Schafe mit zum Teil klarer Profitorientierung geben. Es gilt genau hinzusehen und wertvolle Tierschutzarbeit vor Ort von lukrativer Geschäftemacherei mit viel Tierleid abzugrenzen.

Augen auf beim Hundekauf!

Auch bei der Anschaffung bzw. Übernahme eines Hundes aus dem Ausland heisst es: Augen auf beim Hundekauf! Idealerweise verschafft man sich als künftiger Halter selber einen Eindruck über die Situation und die Lebensumstände des Hundes im Herkunftsland. Dabei lässt sich wenigstens einigermassen abschätzen, ob Hund und Mensch zusammenpassen und ob der ehemalige Streuner für ein «zivilisiertes» Leben in der Schweiz überhaupt geeignet wäre.

Vertraut man auf die Vermittlungstätigkeit einer Tierhilfsorganisation gilt: Zu einer verantwortungsvollen Vermittlung von Hunden aus dem Ausland gehören Beratung und Hilfestellung auch nach der Übergabe an den neuen Tierhalter, die Abgabe der Hunde erst nach Eingewöhnung in einer Pflegestelle und es werden ausschliesslich tierärztlich behandelte, kastrierte, gechippte und geimpfte Hunde abgegeben. Der Schwerpunkt einer seriösen Organisation liegt zudem nachweislich in ihren Aktivitäten vor Ort (Aufklärungsarbeit, Kastrationsaktionen, «Neuter and release»-Programm (kastrieren und wieder freilassen) oder Tierheim und lokale Tiervermittlung).

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