Tierrechte

Basel und das Hobby-Jäger-Problem

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Am 27.7.2013 hat die Grossrätin Brigitta Gerber vom Bündnis der Grünen eine wegweisende Motion im Grossen Rat in Basel eingereicht.

Diese Motion wurde bereits von 14 RatsmitgliederInnen unterzeichnet. In der Motion wird gefordert, dass das Jagdwesen, gleich dem Modell Genf, angepasst wird. Der Kanton Genf kennt seit 1974 ein Jagdverbot für Hobby-Jäger. Die Genfer leben gut damit. 2004 machte das Institut Erasm eine Umfrage in der Bevölkerung. Knapp 90 % waren dagegen, dass Hobby-Jäger ihrem Steckenpferd wieder nachgehen dürfen.

Im Kanton Basel Stadt ist das Jagen in 2 Revieren erlaubt, es sind 4 Pachten sowie 14 Gästekarten werden vergeben. Im Kanton Basel-Stadt wurden zum Beispiel 2011 14 Rotfüchse, 8 Wildschweine, 15 Rehe, 6 Steinmarder, 4 Rabenkrähen  und 5 Dachse von 18 Jagdausübenden mit 2 Jagdaufseher abgeschossen. Das Jagdwesen ist in Baselstadt der Tierpolizei unterstellt. Wildschweinschäden werden mit nicht einmal 7’000 Franken aufgelistet. Auffallend ist, dass es in Baselstadt keine Jungjäger in Ausbildung gibt und keine Daten über die Ausbildungsdauer. Baselstadt hat aktuell einen Bestand von 55 Rehe und im Jahr 2011 Fallwild von 3 Stück. Bevölkerung Basel-Stadt: 194’090 (März 2013) auf 37 km2.

Der pensionierte Präsident der Sektion Basel-Stadt des Basler Jagd-Clubs ist ein gewisser Christoph Fuchs – ebenfalls ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

«Ob auf dem Hochsitz im heimischen Revier, in der gemütlichen Hütte im Tirol, auf Treibjagden im Elsass oder Vogeljagden im Ausland: Ich möchte mich auf die Musse konzentrieren. Ich will dem Gefühl des ewigen Gehetztseins entfliehen! Dann wird Jagen wieder ganzheitlich und umfassend.» war seine Botschaft an seine Mitglieder am 27.3.2011.

Fuchs Christoph

Christoph Fuchs findet Freude daran, schutzbedürftige Tiere zu hetzen und quälen. Was in der Schweiz teilweise verboten ist, möchte er im Ausland mit Gewalt erledigen, um seine Musse zu befriedigen. Hege und Pflege, das glückliche Geniessen, fernab des hetzenden Informationszeitalters.

Er möchte sich jetzt auch über die wahren Gründe der schwindenden Biodiversität auseinandersetzen. Vermehrt mit Freunden auf die Pirsch gehen.

Ist es so unverständlich, dass immer mehr Politiker und Bevölkerungsgruppen finden, dass man das Wildtiermanagement in professionelle Hände übergeben soll?

JagdSchweiz reagierte auf die Motion von Frau Brigitta Gerber umgehend, erneut mit wirren Aussagen. So wurde in einer ersten Stellungnahme behauptet, dass im Kanton Genf gleichwohl wie in alten Zeiten vor dem Jagdverbot 1974 gejagt wird und dass die Abschüsse nicht in der eidg. Jagdstatistik erscheinen. Beides ist natürlich völliger Unsinn.

2011 wurde in Genf kein Rothirsch, Reh, Rotfuchs, Dachs, Marder, Feldhase usw. erschossen. Deshalb erscheinen sie in der eidg. Jagdstatistik nicht. Was aber erscheint, sind die Wildschweine und Vögel.

Wenn man sich wirklich mit der Biodiversität in der Heimat auseinandersetzen will, ist Genf eine vorbildliche Erfolgsgeschichte. Bevölkerung Kanton Genf: 472’530 (März 2013) auf 282.5 km2.

Aufgrund des hohen Jagddrucks im umliegenden Frankreich und Kanton Waadt suchen Wildschweine und andere Wildtiere Asyl in Genf. Die gejagten Tiere schwimmen teilweise über die Rhône in den Kanton. Die Wildtiere werden aktuell von 12 professionellen Umwelthütern (Gardes de l’environnement) betreut, was den Steuerzahler pro Jahr nicht einmal einen Kaffee kostet, laut Genf’s Wildinspektor Gottlieb Dändliker. Vor dem Jagdverbot 1974 wurden rund 420 Jagdpatente pro Jahr verkauft und 7 Umwelthüter waren aktiv. Diese Umwelthüter erledigen heute eine Vielzahl von anderen Aufgaben wie, Überwachung der Fischerei, die Kontrolle der Naturreservate, Wildschadenverhütung aber auch besonderer Aufgaben bezüglich des Waldes und der Landwirtschaft. Dafür teilen sie sich knapp 3 Vollzeitstellen. Für die Dezimierung der Wildschweine wird rund 1 Vollzeitstelle aufgewendet oder im Schnitt 1’621 Stunden. Jungtiere werden am meisten geschossen (rund 80%). Die Wildschweinschäden an den Kulturen werden für 2011 mit 106’000 beziffert.

Als Spaziergänger sieht man regelmässig Wildtiere wie der Feldhase rumhoppeln oder man kann Biber beobachten. Noch nie war die Biodiversität grösser, als nach der Vertreibung der Freizeitjäger. Genf hat aktuell einen stabilen Huftierbestand von rund 60 Rothirsche und 300 Rehe. Genf ist ein Modell für andere Regionen.

Das Genfergebiet hat heute eine internationale Bedeutung für den Vogelschutz. Demnach ist dieser für den Vogelschutz zuvor wenig bedeutsame Gewässerabschnitt ein bedeutsames Biotop für überwinternde Tafel- und Reiherenten, Hauben- und Zwergtaucher, Pfeif-, Schnatter-, Krick- und Stockenten. Auch für den Gänsesäger sind die Gewässer im Kanton Genf ein wichtiges Brut- und Überwinterungsgebiet. Die Zahl der winternden Wasservögel auf Kantonsgebiet hat sich über die Jahre vervielfacht. Die Diversität unter den Entenpopulationen ist beeindruckend. Und bezüglich des Kleinwildes zählt die Hasendichte im Kanton Genf zu den Schweizer Spitzenreitern. Zudem ist Genf einer der letzten Bastionen für Wildkaninchen und Rebhühnern auf Schweizer Boden.

Jagd reguliert nicht

Prof. Dr. Josef H. Reichholf zum Thema «Jägerlatein und Wildbiologie», Vortragsabend vom 15.10.2013 an der Uni Basel.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=vOAufU4lHBQ%5D

Gottlieb Dandliker zum Thema «Jägerlatein und Wildbiologie», Vortragsabend vom 15.10.2013 an der Uni Basel.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=5s92OpvxGk0%5D

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

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